Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

67 Stadtrichter den Auftrag erhielt, dagegen mit „ernstlichen Strafen“ vorzuge- hen. Zu Anfang des Jahres 1599, als die protestantischen Prediger die Stadt verlassen mussten, untersagte die Stadtbehörde alle Lustbarkeiten. Im 17. Jahrhundert und noch später war es dem Turnermeister streng verboten, Pauken und Trompeten bei bürgerlichen Festlichkeiten zu gebrau- chen. Diese Instrumente waren den „oberen politischen Ständen“ vorbehal- ten. Die Stadtmusik zu Steyr unterstand dem Spielgrafenamt des Traun- viertels, dessen Viertelmeister die „Spielgrafenamtsgefälle“ einkassierte. Paul Peuerl Das große Interesse der Bürgerschaft an der Kirchenmusik bekunden viele Stiftungen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Ein Organist von überragender Bedeutung war in der Reformationszeit der aus Horn in Niederösterreich zugewanderte Paul Peurl, der in der Musik- geschichte als Urheber der „Deutschen Variationen-Suite“ gilt und zu den namhaften deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts gerechnet wird. Im Herbst des Jahres 1609 hielt Peurl, von Zeitgenossen als Künstler auf der Orgel gerühmt, seinen Einzug in Steyr. Hier übernahm er an der evangelischen Schulkirche den Organistendienst. Von seinen, in der Eisen- stadt geschaffenen Kompositionen seien erwähnt „Newe Paduan, Intrada, Däntz und Galliarde“ für Streichinstrumente und „Weltspiegel“ („Neue teutsche Gesänge“). Peurl, der sich in seinen Briefen als „Orgelmacher“ bezeichnet, hatte auch den Orgelneubau in der Schulkirche zu überwachen, wofür ihm 1613 aus der Eisengesellschaftskasse 20 Gulden gegeben wurden. Als er 1625 von Steyr wegzog, musste er sich zur „Hinterlassung des Orgelwerks“ verpflich- ten. Im Jahre 1619 baute er eine Orgel für die Stiftskirche in Wilhering. Den Chorgesang in der Schulkirche leitete der Kantor. Die Sänger (Astanten, Diskantisten) waren arme Schüler, die im Mittelalter singend und bettelnd ihr Leben fortbringen mussten. Zu Anfang des 17. Jahrhun- derts gestattete ihnen der Rat beim „Herumsingen“ den Besuch der Rats- personen sowie der anderen reichen Bürgersleute und bewilligte für sie Kost und Bekleidung.

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