Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

28 Ländern Europas und zu Kleinasien stellte Wien her. Hier verkauften die Stey- rer Verleger hauptsächlich Messer und Eisengschmeid. Der Absatz von Inner- berger Eisen war hier nicht beträchtlich. Ging der Eisenhandel in die reichsdeutschen Gebiete, nach Nord- und Osteuropa vornehmlich durch die Vermittlung fremder Kaufleute („Gegen- händler“) vor sich, so lag der Handel mit Venedig gänzlich in den Händen der Steyrer Eisenhändler. Neben kleinem Eisengschmeid gelangten in der Haupt- sache Klingenerzeugnisse nach Italien. Wie den Kaufleuten aus Deutschland standen in Venedig auch den Steyrer Handelsherren im Fondaco dei tedeschi am Kanal Grande eigene Räume („Kammern“) zur Abwicklung der Handels- geschäfte zur Verfügung, wofür sie der venetianischen Regierung eine Miete zu entrichten hatten. Mannigfaltig waren die aus Venedig importierten Wa- ren. In den Steyrer Archivalien werden genannt: Samt, Seide, Baumwolle, Öl, Seife, Glas, Pfeffer, Süßwein, Feigen, Mandeln, Weinbeeren, Seefische, Jo- hannesbrot, Maroni, Oliven, Zitronen, Orangen und vieles andere. Im Handel mit Venedig, der durch die Erwerbung Kärntens (1335) mächtig gefördert wurde, nahm Steyr unter den landesfürstlichen Städten im Lande ob der Enns die führende Stelle ein. Das Handwerk Mit der Entwicklung des Handels vollzog sich gleichzeitig der Aufstieg des Handwerks, dessen früheste Geschichte nur spärlich mit urkundlichen Nachrichten belegt werden kann. Die günstigen Lebensbedingungen in den Städten förderten die Ein- wanderung von Handwerkern aus der Umgebung. Ursprünglich konnte in der Stadt jeder ungehindert sein Handwerk ausüben, doch nur so lange, bis die Zahl der Handwerker zur Deckung des Bedarfes erreicht war. Die schon ansässigen Gewerbetreibenden, die die Gefahr einer unliebsamen Konkurrenz abzuwehren suchten, waren eifrigst darauf bedacht, den Zu- zug fremder Handwerker in ihre Stadt zu verhindern. Dass sich dadurch von selbst der Zusammenschluss gleichartiger Handwerker zu Handwerks- verbänden (Zechen, Innungen) ergab, kann man, obwohl deren Ursprung noch ungeklärt ist, jedenfalls annehmen. Weitere Umstände, die eine sol-

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