Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

27 Scheibbs, Gresten, Purgstall und Waidhofen. Auch Steyr und Windischgars- ten waren an dieser Lebensmittelversorgung beteiligt. Die Grenzen der Wid- mungsbezirke wurden mehrmals neu festgelegt. Die Provianthändler übernahmen von den Radmeistern als Rückfracht bestimmte Eisensorten („Proviantsorten“, z.B. Graglach und anderes Abfall- eisen), die in den Schmieden der Widmungsbezirke verarbeitet wurden. Der Fernhandel Das günstigste Absatzgebiet für Innerberger Eisen und Stahl war Deutschland. Bereits 1287 hatten die Steyrer Zollermäßigungen in Regens- burg. Handelsleute aus dieser Stadt sowie aus Passau, Ulm, Augsburg, Nürn- berg und Frankfurt am Main fanden sich schon im Mittelalter in Steyr zum Eisenankauf ein. Besondere Bedeutung für unsere Stadt hatten die seit dem 15. Jahrhundert aufstrebenden Linzer Jahrmärkte (Ostermarkt, Bartholomäi- Markt), da hier ein Großteil des Eisens an die oberdeutschen Städte verhan- delt wurde. Die Kaufleute dieser Städte, in Nürnberg waren sie im Verband der „Steyrer Eisenhändler“ vereinigt, leiteten es weiter nach Nord- undWest- deutschland (Sachsen, Brandenburg, Preußen, Lübeck, Hamburg, Bremen), nach Frankreich und über die Hafenstädte Westeuropas nach Britannien und Spanien. Neben Scharsachstahl und Weicheisen wurden auch Erzeugnisse des heimischen Handwerks, hauptsächlich Klingen und Kleinwaren ins Reich ge- liefert. Diesem Export kam aber mindere Bedeutung zu. Die Eisenlieferungen in die nördlichen und östlichen europäischen Ab- satzgebiete gingen über die Städte Freistadt, Krems und Wien. Freistädter Kaufleute übernahmen das Roheisen und die Eisenwaren in Steyr und belie- ferten damit West- und Südböhmen, Meißen und die Lausitz. Eine Hauptabsatzstelle war Krems an der Donau, wo manchmal jähr- lich 20.000 Zentner Rohstoffe und Fertigwaren zum Verkauf kamen. Die Kremser Eisenhändler, die „sichersten Stützen“ des Steyrer Eisenhandels, vermittelten den Handel nach Böhmen, Mähren, Schlesien, Polen und Russ- land. In die polnischen Gebiete lieferte man, vorzugsweise im 16. Jahrhun- dert, große Mengen von Sicheln und Sensen, Messer- und Kleinwaren. Die Handelsbeziehungen zu Ungarn und damit zu den südöstlichen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2