Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

29 che Vereinigung begünstigten, waren vermutlich Selbstverwaltungsbe- strebungen und die große Kluft zwischen den ärmeren Handwerkern und den reichen Erbbürgern. Neben Konkurrenz und Standesunterschied waren auch religiöse und soziale Erwägungen für den Zusammenschluss der Handwerker maßgebend. Zwei Grundtypen treten uns hier entgegen: die Bruderschaften mit ihren re- ligiös-kirchlichen Zielen und die Zechen, die entweder Bruderschaften oder ausgesprochene Standesorganisationen sein konnten. Schließlich gab es um 1500 fast keine wirtschaftliche Standesgruppe, die nicht in irgendeiner Weise, sei es durch einen Gottesdienst oder durch die Beteiligung am Fron- leichnamsfest die Zugehörigkeit zur Kirche bezeugt hätte. Im 13. und 14. Jahrhundert standen die Landesfürsten den Hand- werksverbänden nicht wohlwollend gegenüber, da sie in deren Eigenmäch- tigkeit eine Schädigung der übrigen städtischen Belange erblickten. In Steyr war 1435 den Zechen eine Versammlung nur auf dem Rathaus in Gegen- wart von zwei Ratsmitgliedern gestattet. Doch der mächtige genossen- schaftliche Zug unter den Handwerkern in den österreichischen Städten war nicht aufzuhalten. Fast jedes Handwerk suchte sich die rechtliche Grundlage durch eine von der Obrigkeit verliehene Handwerksordnung zu verschaffen. Die Aufrich- tung einer solchen erbaten sich die Meister zur Abstellung von allerlei Miss- ständen und zur „Pflanzung guter Mannszucht“. Die Handwerksfreiheiten gliedern sich in drei Hauptabschnitte: Lehr- ling, Geselle und Meister. Daneben enthalten sie Bestimmungen über die Wahl der Zech-, Für- und Beschaumeister, die Verwaltung von Geldbüchse und Lade, über den Jahrtag und andere Handwerksangelegenheiten. Die ältesten Nachrichten über das Steyrer Handwerk beziehen sich auf die Eisenverarbeitung und auf Gewerbetreibende, die Lebensmittel, Beklei- dung und Gegenstände des täglichen Bedarfs den Stadtbewohnern zu liefern hatten. Das große Privilegium enthält die Bewilligung zur Errichtung von Fleischbänken, und in den landesfürstlichen Urbaren aus dem 13. und 14. Jahrhundert lesen wir von der Mühle unterhalb der Burg, von Fischern, Schneidern, Schustern und Webern. In Ennsdorf bestand um 1302 eine Haf- nerwerkstätte. Im 14. Jahrhundert machte die Spezialisierung auf dem Gebiet der

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