Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

14 Die „Eisenwurzel“ und das Bergregal Für den wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt Steyr war der von den Otakaren geförderte Abbau des steirischen Erzberges von größter Bedeu- tung. Dieser liegt in der nördlichen Steiermark im Gebiet der Grauwacken- zone der Eisenerzer Alpen (1534 Meter). In seinen Kalken findet sich vor- wiegend Eisenspat (Siderit), der durch Verwitterung in Brauneisenstein (Li- monit) umgewandelt wird und den man besonders in ältester Zeit wegen der leichten Schmelzbarkeit bevorzugte. Der geröstete Spateisenstein enthält nur geringe Mengen von Schwe- fel und Phosphor, lässt sich demnach ohne weitere Zuschläge zu einer leicht- flüssigen Schlacke verhütten und zählt daher zu den hochwertigen Erzvor- kommen der „Eisenwurzel“, wie der Berg einstmals genannt wurde. Wie schon oben gesagt, fand bereits zur Zeit der Römer ein Abbau am Erzberg statt, ja man vermutet einen solchen lange vor Christi Geburt. Die Völker des Orients kannten die Eisengewinnung schon Jahrtausende vor Beginn unserer Zeitrechnung. Nach den unruhigen Zeiten der Völkerwan- derung dürften die eingewanderten Slawen den Abbau am Erzberg wieder- aufgenommen haben. Eine mehr sagenhafte als geschichtliche Nachricht, wonach das „Eisen- und Stahlwerk“ um 712 „erfunden“ worden sei, deutet darauf hin. In den frühesten Zeiten wurde das Eisen unter Ausnützung des natür- lichenWindes in primitiven Schachtöfen, den „Rennfeuern“ oder „Windher- den“ aus den Erzen getrieben. Das Erzeugnis war eine teigige Eisenmasse in der Größe eines Brotlaibes. Die „Maß“ oder das „Stück“, wie ein solcher Ei- senklumpen bezeichnet wurde, befreite man durch mehrmaliges Ausheizen und Hämmern größtenteils von der Schlacke und gewann auf solche Art das Fertigprodukt. Nach dem Vordringen der Baiern in das von Slawen besetzte Kärnten befand sich das Erzlager vorübergehend im Besitz des bairischen Herzogs und ging schließlich an den fränkischen König über. Obwohl das Eisen stets ein Regal des Königs darstellte, gelangte der Erzberg in den Besitz der Otakare. Auf welche Weise dies geschah, ist uns nicht überliefert. Man ver- mutet eine Schenkung zu Anfang des 10. Jahrhunderts. Nach 1154 aber ver- langte das Reichsrecht die Verleihung des königlichen Anrechtes auf alle Bo-

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