Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

121 Beschäftigung. Die Waren wurden nach Böhmen, Niederösterreich, Steier- mark, Tirol und Illyrien geliefert. Hudetz übersiedelte im Jahre 1842 nach Linz und gründete eine neue Fabrik in Traun. Um diese Zeit konnte die Textilindustrie in Steyr bereits schöne Erfolge aufweisen: 1843 betrug die Barchentproduktion 17.800 Stück. Von den Fabrikbetrieben, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, war für die Entwicklung der Steyrer Waffenindustrie wohl der des Leopold Werndl von größter Bedeutung. Seit 1830 erzeugte er in seinem Werk zu Letten, in dem bei 450 Personen in Arbeit standen, Gewehrbestand- teile, wie Läufe, Ladestöcke, Griffe, Bajonette und Kolbenkappen. Zahlreiche Wasserwerke gab es am Wehrgrabenkanal und an der Steyr. Zum Betrieb dieser Industrieanlagen wurden vom Fluss („Reiche Steyr“) durch Wehranlagen mehrere Kanäle abgezweigt, wodurch das Fluss- gebiet sieben Inseln aufweist. Schon im 16. J ahrhundert regelten die Benüt- zung der Wasserkräfte der Steyr besondere „Wehrgraben-Ordnungen“. Die an der Steyr tätigen Unternehmer waren im Verband der „Bürgerlichen Wührgräbler zu Steyr“ und um 1830 in der „Wehrgrabengenossenschaft“ und in der „Wassergenossenschaft Vogelsang“ zusammengefasst. Nach Pritz lagen 1837 am Wehrgraben vier Zeugstätten: 1. Zeugstätte: Ein Eisenhammer der Feilhauer und Zirkelschmiede, zehn Schleifen, ein Drahtzugwerk, zwei Papiermühlen, eine Gips- stampfe, eine Getreidemühle; 2. Zeugstätte: Ein Pfannenhammer, ein Kupferhammer, einige Schleifen und Polieren, eine Papiermühle; 3. Zeugstätte: Fünf Schleifen und Polieren, eine Mühle mit sechs Gängen und eine Stampfe; 4. Zeugstätte: Ein großer Eisenhammer, eine Lederei, eine Lederfabrik, zwei Getreidemühlen. Eine Kohlenbrennerei befand sich inmitten der Steyr auf einer Insel, dem „Kohlanger“. Über das geschäftige Treiben in Steyrdorf schreibt Pritz: „Kaum ir- gendwo findet man, wie hier, auf einem kleinen Raum so Vieles und Mannig- faltiges beysammen, das durch Abwechslung, künstliche Maschinerie, er- staunliche Kraft und Wirkung, Bezwingung und Benützung eines kleinen Stro- mes zu großen Zwecken, das größte Interesse gewährt, jeden Kunstfreund und Verständigen anspricht.

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