Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

122 Schon in den oberen Theilen dieser Vorstadt ertönt überall das Klopfen der kleineren Hämmer, und man erblickt die rußigen Gestalten, die munter und singend ihre Arbeit vollbringen; aber noch interessanter ist es, wenn man hinabwandelt zum spiegelklaren, schnell daherrollenden Steyerflusse, der hier in enge Ufer eingezwängt, Alles belebt und in Tätigkeit versetzt. Hier hebt er den schweren Eisenhammer zum majestätischen Donner, dort dreht er die kleineren Hämmer in rastloser, hochlärmender Bewegung; hier trommeln dumpfer die Stampfen der Papiermühle, da erschallt der einförmige Ton der Getreidemühlen, die Maschinen der großen Fabrik verrichten ihr Geschäft, der Kupfer- und Pfannenhammer mit den kleinen, dabey angebrachten Hämmern erregen ein Getümmel, das Alles erschüttert, die Brust beklemmt, und zur Be- wunderung der Kraft und Gewandtheit der Arbeiter hinreißt.“ Die industrielle Entwicklung zeigte in dieser Zeit gewaltige Fortschritte, drängte in den nächsten Jahrzehnten die Handarbeit immer mehr zurück und ist heute noch nicht abgeschlossen. Neben der blühenden Waffenindustrie Werndls entfalteten sich noch andere eisenverarbeitende Industriebetriebe. Viele Eisenarbeiter, Meister und Gesellen fanden in diesen Fabriken ihren Le- bensunterhalt. Die alten Handwerksverbände, teilweise noch immer an den Zunftprivilegien hängend, mussten sich aber angesichts dieser Entwicklung von altgewohnten Formen lossagen. Die Gewerbeordnung des Jahres 1859 brachte ihre Aufhebung und damit die Gewerbefreiheit. Industrieschulen und Gewerbevereine ImVormärz erfuhr das Gewerbe durch die Errichtung von Industrieschu- len und durch die Gründung gewerblicher Vereinigungen manche Förderung. In Steyr wurde schon 1788 ein staatliches Institut für Büchsenmacher-Lehr- linge im ehemaligen Kolleg der Jesuiten errichtet. Hier fanden sechzig Knaben aus Regiments-Erziehungshäusern Aufnahme. Die Ausbildung dauerte sechs Jahre und wurde von einem Artillerie-Hauptmann überwacht. Da sich in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts die wirtschaftli- chen Verhältnisse gebessert hatten - 1826 wurde im Rathaus schon eine Aus- stellung von Stahl- und Eisenwaren veranstaltet -, plante man 1837 die Er- richtung einer technischen Schule. Im Jahre 1841 konnte eine industrielle

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