Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

120 was gar leicht durch die vielen ungünstigen Umstände, lange vorausgegan- gene Trockenheit, heftigen Wind, alte fehlerhafte Bauart, vielen Brennstoff, enge Gassen undWassermangel, wegen hoher Lage auf Brezia-Felsen, erklärt werden kann. Schrecken und Angst machten gegenüber der Unmöglichkeit, den wütenden Flammen Einhalt zu tun, bald die angestrengtesten Kräfte er- lahmen, und hinderten den Erfolg der so oft bewährten eigenen städtischen Löschanstalten, sowie der auf mehrere Meilen weit herbeigeeilten von Gleink, Sierning, Sierninghofen, Neuzeug, Hall und Kremsmünster.“ Namhafte Geldspenden, die besonders reichlich aus Wien eingingen, ermöglichten den raschen Wiederaufbau dieses Stadtviertels. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde nach Entfernung der Obstbäume der Wieserfeldplatz ein- geebnet und 1843 der Abbruch der in diesem Raume stehenden Tore (Frauen-, Gleinker- und Brittingertor) vorgenommen. Die ersten Fabriken Im theresianischen und josephinischen Zeitalter blühte in Steyr nicht nur die Kleineisenindustrie wieder auf - 1786 wurde im Stadtgebiet in 238 Schmiedewerkstätten gearbeitet -, sondern es entwickelten sich auch die ersten Fabrikbetriebe. So entstand aus den vier Rohrhämmern des Herrn von Penzenstein in Unterhimmel 1786 eine ärarische Gewehrfabrik, geleitet von einer k. k. Feuergewehrs-Fabriks-Lokaldirektion. Im gleichen Jahre erwarben, wie wir hörten, Daniel Pellet und Anton Schaitter käuflich das Dominikaner- kloster, in dem sie eine Manchester- (Baumwollsamt-) Fabrik samt Färberei einrichteten. Sie verfügte über zwei Stühle und beschäftigte in der Stadt 18 Weber. 1790 fanden in der Fabrik zwei Meister, 22 Gesellen und 300 Jungen Arbeit. Der Nachfolger Josef Weinstabl erhielt 1803 das Fabrikprivilegium. Nach den Franzosenkriegen erzeugte das Unternehmen Kopftücher von dun- kelbrauner Farbe („Pfeffertüchl“) sowie bedruckten und weißenManchester, Kotton und Barchent. Im Jahre 1837 erwarben Johann Hudetz und Gustav Adolf Roiko die Fabrikbefugnis zur Erzeugung von Leinen-, Schaf- und Baumwollwaren. Die Fabrik war bei Errichtung mit zwei Stampfen, drei Mangen, zwei Walken, eine Walzendruck- und eine Klotzmaschine ausgestattet, 1839 verfügte sie über zwei Waschräder, einen Dampfapparat, einen Bleichapparat für 700 Stücke, eine Indigoreibmaschine und 42 Drucktische. Insgesamt fanden 125 Arbeiter

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2