Josef Ofner - Die Eisenstadt Steyr

119 mussten betteln. Trotz aller Widerwärtigkeiten aber begann in den zwanzi- ger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Eisenstadt, die seit 1818 auch be- rechtigt war, im Jahre zwei Vieh- und Pferdemärkte zu veranstalten, eine Zeit reger gewerblicher Tätigkeit. Katastrophenjahre Die damalige Wirtschaftskrise verschärften merklich Hochwasser- und Brandkatastrophen. Oftmals wurde die Stadt in dieser Zeit von Überschwemmungen heim- gesucht. Am 11. September 1813 erreichten Enns und Steyr einen beträchtli- chen Wasserstand, doch trugen die Holzbrücken keinen nennenswerten Scha- den davon. Schlimmer war das Hochwasser vom 30. Juni 1815, das die Enns- brücken beschädigte. Ein gewaltiges Ausmaß aber hatte die Überschwem- mung im September 1821. Das Wasser überflutete die Enge und einen Teil des Stadtplatzes, es zerstörte Brücken und Mühlen. 1829 und 1833 traten beide Flüsse wieder über die Ufer und verursachten große Verwüstungen. Zu diesen Heimsuchungen gesellten sich drei schwere Stadtbrände. Eine am 21. Juni 1824 in Ennsdorf entfachte Feuersbrunst griff auf Zwischen- brücken, Enge, Schloss und Berggasse über. Sie vernichtete 46 Gebäude in der Stadt und 57 in Ennsdorf. Die Schadenssumme belief sich in Einlösungs- scheinen auf 1,033.338 Gulden. Am 9. April 1833 zerstörte das Feuer 23 Häuser in Steyrdorf. Diese Vor- stadt wurde am 3. Mai 1842 um 3 Uhr nachmittags neuerlich zum Schauplatz eines grausigen Brandgeschehens. Auf demWieserfeldplatz, in Steyrdorf und „Bei der Steyr“ brannten 75 Häuser völlig nieder, 168 wurden beschädigt und fünf Personen kamen ums Leben. Die Schadensaufnahme erbrachte eine Summe von 551.491 fl. C. M. „In den vier höchst traurigen Stunden von 3 bis 7 Uhr nachmittags“, so erzählt der Augenzeuge Katastralkommissär Karl Schmutz, „waren über dritthalbhundert Häuser, von zirka 3000 durchaus ge- werbsfleißigen Menschen, und zwar zum größten Teile Eisenmanufakturis- ten bewohnt, von den Flammen ergriffen, welche bis 3 Uhr morgens wüte- ten, unrettbar verloren und so viele Werkstätten, alle Werkzeuge, Warenla- ger, alle Einrichtung, Kleidung, Wäsche, Betten, Viktualien usw. vernichtet,

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