OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Staininger: Die Sensenschmiede um I<'reistadt Brauch, daß nach einem „Umschreiben'' (,,Lad:schreiben") an alle Meister des Handwerks die Jahrtagsitzung am Montag nach Jakobi (25. Juli) stattfand, und zwar in feierlicher Form. Später fanden die feierlichen Sitzungen nur alle 3 Jahre statt. Die Innungs-herberge befand sich, vermutlich seit jeher, in der Herberge „zum schwarzen Bären" am Hauptplatz in Freistadt (heute Apotheke FAer). Zwischen diesen „Festsitzungen" waren noch „Handwerksitzungen", zu denen die Meister durch zumeist vom Stadtschreiber verfaßte Rundschreiben geladen wurde11, Zur feierlichen Ja,hrtagsitzung hatten alle zum Handwerk Gehörigen vom Meister bis zum Lehrjungen zu erscheinen, in der Handwerkstracht oder zumindest in festlichem Gewand. Die Zusammenkunft war um 9 Uhr vormittags im „schwarzen Bären", wo die Lehrjungen freigesprochen wurden, damit 'Sie schon als „Knechte" in die Kirche ziehen konnten. Vor 3/-110 Uhr war dann der „feyerlich Kirchzug" mit Musik in die Stadtpfarrkirche, wo um 10 Uhr ein Amt abgehalten wurde. Hernach kamen in der Herberge die übrigen Zunftangelegenheiten zur Aussprache. Auch die Aufdingungen auf die Knechtschaft und der Freispruch von ihr, das Aufdingen und Freisprechen auf die Essmeisters'chaft und auch manches Mal auf die Meisterschaft fanden statt. Für das Meister- ·werden mußten 30 Gulden, später 20 Gulden und gegen 1860 10 Gulden erlegt werden. Beim Jahrtag mußte jeder Sensenschmied, ob Meister oder Gesell, ein „Auflaggeld" zahlen, welches bis zu 1.50 Gulden ausmachte, wenn er auch beim gemeinsamen Mittagsmahl teilnahm, sonst betrug das „Ausblei.bgeld" nur bis zu 40 Kreuzer. Die Jahrtagrechnung aus 1782 enthält u. a. Folgendes: bezahlt dem H. Dechant für das Amt dem H. Organisten dem H. Orgelaufzieher dem H. Ratsdiener (von alters hero) dem H. Stadtwachtweister den drei Torstehern oder Türlmannen dien 2 Turmwäohte'l'n jedem dem Gerichtsdiener 1.30 fl 3.- fl -.06 fl . 1 Maß Wein und 1 Pfund Brot . 1 Maß Wein und 1 Pfund Brot 1 Maß Bier und 1 Pfund Brot . 1 Maß Bier und 1 Pfund Brot . 1 Maß Bier und 1 Pfund Brot Bei dem Jahrtag an Dingen ist verzöhrt worden 5 Gulden. Alle Ausgaben zusammen -83.86 Gulden, alle Einnahmen zusammen 58.53 Gulden. Beendet sind die meisten Sitzungsprofokolle mit dem Satz: ,,Womit sodann diese .Handwercmsversammlung in Frieden und Einigkeit in Herrn beschlossen worden de Anno . . . .". Die erste Auf.schreibung „über die sämtlich zur Zunft von Freystadt gehörigen Meister" ist aus 1755 erhalten und weist folgende Sensenhämmer auf: 1. Hangleiten bei St. Oswald: Andreas Jakob Moser 2. Aigen in St. Oswald: Maximilian Moser 3. Ederhammer oder Geyrhammer bei Leopoldschlag: Fürmeister der Zunft Karolus Eder 4. Karpfenhammer bei Zettwing: Johann Andreas Moser 5. Rösselhammer bei Leopoldschlag: Sebastian Wagner 6. Riedlhammer bei Gutau: Zöchmeister der Zunft Bartholomäus Kindler. Diese 6 Sensenhämmer beschäftigten 1755 39 Gesellen und etliche Lehrlinge; 217

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