OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Schrifttum W i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e des Landes Oberösterreich. Herausgegeben im Auftrag der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für OberösLerreich von Dr. Vinzenz Kotz in a. Band I: Werden, Wachsen, Reifen. Von der Frühzeit bis zum Jahre 1848. Von Alfred Hof f man n. 624 S·eiten (mit 4 Kartenskizzen, 24 Lichtbildtafeln); Band II: Männer, Mächte, Betriebe. Von 1848 bis zur Gegenwart. Von Erich Maria M e i x n er. 720 Seiten, 48 Lichtbildtafeln. Otto Müller-Verlag Salzburg und Verlag F. Winter'sche Buchhandlung H. Fürstelberger Linz 1952. Das monumentale Werk bezeichnet sich selbst als neuartigen, erstmaligen Versuch. Es ist die erste Wirtschaftsgeschichte eines österreichischen Bundeslandes - bei dem Stand der heutigen Forschung zweifellos ein Wagnis, das schon den Bearbeiter des ersten Bandes zum Quellenstudium ad hoc zwang, wenn er die klaffenden Lücken wenigstens einigermaßen ausfüllen wollte, während der Autor des zweiten einen völligen Rohbau zu zimmern gezwungen war. Der e r s t e Band ist von einem zünftigen Historiker bearbeitet, der sich durch seine Arbeiten zur Wirtschafts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte seines Heimatlandes einen Namen gemacht und durch erstaunliche Belesenheit und profunde Quellenstudien auf diese größte Aufgabe vorbereitet hat. In drei starken Kapiteln (Mittelalter, Frühkapitalismus und Merkantilismus, Universalkommerz und Frühindustrie) rollt die wirtschaftliche Entwicklung Oberösterreichs von der Urzeit bis 1848 vor uns ab. Die hohe und vielseitige Potenz des von der Natur reich gesegneten, aber auch mit einem betriebsamen, diese Voraussetzungen nutzenden Volke bedachten Landes tritt für alle Epochen klar hervor. Wer, auch nur vor 1848, in Oberösterreich vorwiegend ein Bauernland sehen wollte, würde freilich durch diesen Band eines anderen beleh1t werden, wenn er nicht berücksichtigt, daß die Kammer für gewerbliche Wirtschaft das Buch veranlaßt hat, daß sich die Forschung in Oberösterreich i11rem Bauerntum bisher weniger inteP.siv zugewendet hat als in anderen Bundesländern, daß auch des Verfassers Liebe offenbar den Städten und den nichtagrarischen Wirtschaftszweigen gehfüt und daß die letzteren in der Vielfalt und Augenfälligkeit der Erscheinung, in ihrer Entwicklungsfähigkeit und in dem Neuen, zum Teil Umstürzenden, das in ihnen schlummert und früher oder später, wenn die Zeit reif ist, hervorbricht, den Forscher zur Darstellung besonders anreizen. Umsomehr müssen wir dem Verfasser dankbar sein, daß er sich nicht auf die sogenannte gewerbliche Wirtschaft beschränkt hat, sondern es für unerläßlich erachtete, die Landwirtschaft -- namentlich wegen der Wechselbeziehcmgen zwischen den Wirtschaftszweigen - mitzuberücksichtigen. Die wichtigen Erscheinungen der sich selbst genügenden Grundherrschaft, ihre Ersetzung durch die Wirtschaftsherrschaft seit dem 16. Jal1rhundert, die Stellung der bäuerlichen Untertanen werden wie die Wandlungen der Bodenkultur und territorialen Landwirtschaftspolitik in den charakteristischen Daten und Hauptzügen festgehalten. Aber Materialreichtum und neue, selbständige Ergebnisse sind doch hauptsächlich in die Darstellung der an die Verarbeitung der Landesprodukte (Flachs, Wolle, Holz, Häute und Felle) und Bodensc,hätze (Salz, Metalle, Kohle) sowie der Baumwolle anknüpfenden Gewerbe und des auf den Landesprodukten, den gewerblichen Erzeugnissen und der westöstlichen und nor<lsüdlichen Transitlage beruhenden Handels sowie des Verkehrs- und Nachrichtenwesens hineingelegt. Der Verfasser hat die Mühe nicht gescheut, Regierungseinflüsse (Ordnungen, Gutachten) und in den Regierungsakten liegende Tabellen weitgehend heranzuziehen und im Rallmen der gesamtösterreichischen Belange und der die Wirtschaftspolitik bestimmenden Zeitideen auszudeuten. Aufstieg, Krise und Kampf um Leben und Erneuerung werden ohne Schönfärberei, nur auf die Sprache der Urkunden und Akten hörend, in mitunter dramatischer Folge vorgeführt. Der Tatsacheninhalt ist so reich, daß sich im Rallmen einer Besprechung kaum ein'iges herausheben ließe, ohne gegenüber dem Verschwiegenen ungerecht zu sein. Was hier an Namen und Zahlen, oft erstmals bekannt gemacht. wird, rna.g diesen Band für länger zu einem unentbehrlichen Nachschlagwerk für alle machen, die sich mit Oberösterreichs Vergangenheit beschäftigen. In den Schlul~abschnitten von Kapitel 2 und 3 ist auf die sozialen Fragen mit •einer Reihe beachtlicher Daten hingewiesen; hier hat die Forschung noch fast alles zu leisten. Besonderen Dank wissen wird man dem Verfasser für den Anmerkungsteil (mehr als 70 Seiten mit 868 Nummern), der der weiteren Forschung wertvolle Anhaltspunkte liefert. Der zweite Band ist anderer Art. Er verzichtet auf einen ähnlichen wissenschaftlichen Apparat, indem er sich mit Schrifttumstiteln und einer Liste de·r GGwä:hrsmänner und besprochenen Betriebe begnügt. Die Kapitelüberschriften lassen 262

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