OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Lebensbilder Auf seinen zahlreichen Fahrten querte er häufig Oberösterreich, wobei er öfters die Gelegenheit benützte, die erdgeschichtlich bedeutsamsten und aufschlu߬ reichsten Gegenden dieses Landes aufzusuchen und eingehend zu besichtigen. So flüchtig und kurz heute diese Begehungen auch scheinen, dem damals bereits weit¬ gereisten, erfahrenen und umfassend gebildeten Forscher genügten sie, die geolo¬ gischen Gegebenheiten des Bodens von Oberösterreich — den wissenschaftlichen Auffassungen seiner Zeit zum Teil weit vorauseilend — in ihren Grundzügen zu erkennen und sie der Mit- und Nachwelt in zahlreichen Einzelarbeiten sowie im Rahmen einer zusammenfassenden Abhandlung über die Geologie Deutschlands und seiner Nachbarländer vorzuführen. Diese Begegnungen mit Oberösterreich fallen in das dritte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1823 fand er auf einer Reise, die ihn von Frank¬ reich über Süddeutschland nach Österreich führte, Gelegenheit, die Donau von Passau bis Linz auf einem kleinen Boote zu befahren und hiebei die Donaudurch¬ brüche eingehend kennen zu lernen. Ein Jahr später bereiste er auf einer Fahrt von Frankreich nach Siebenbürgen den Nordsaum der bayrischen Kalkalpen und wandte sich, in Salzburg ange¬ kommen, nach einem Besuch der Eozänschichten von Kressenberg (vielleicht auch der von Mattsee) in den Hausruck, wo er die Kohlenbergbaue jener Gegend aufsuchte. Von dort begab er sich über Kremsmünster, Steyr, Ternberg und Gaflenz nach Niederösterreich in die Gegend von Ybbsitz und Gresten, um die dortigen Kohlen¬ vorkommen zu studieren. Im Jahre 1825 lernte Boué gelegentlich einer Reise von Frankreich nach Österreich das Salzkammergut kennen. Nicht ohne Sarkasmus erzählt er, daß es ihm gelang, ohne Reisepaß die bayrisch-österreichische Grenze bei Hallein zu über¬ queren (welch gegenwartsnaher Bericht!), Ischl, die Salzberge des Salzkammer¬ gutes und das Gosautal aufzusuchen und schließlich unangefochten wieder nach Bayern zurückzukehren, um sich dann erst in München ordnungsgemäße Reise¬ papiere für die Einreise nach Österreich zu verschaffen. Nach diesem Erlebnis wandte er sich nach Oberösterreich zurück und besuchte, das Ennstal aufwärts ziehend, Hieflau und Eisenerz, von wo er dann über Mariazell nach Wien weiter¬ reiste. Nochmals suchte er das Ennstal im Jahre 1829 auf. Im gleichen Jahre (1829) wanderte er mit Lill von Lilienbach, dem da¬ maligen Direktor des Salzbergwerkes zu Hallein, über Werfen und Abtenau in das Becken von Gosau, von dort weiter nach Ischl und kehrte nach einem Abstecher an den Attersee mit einer Fülle von neuen Eindrücken und Gedanken nach Salz¬ burg zurück. Zweifelsohne war diese Reise eine seiner wissenschaftlich fruchtbarsten Begegnungen mit dem Boden Oberösterreichs. Spätere Studienreisen in diesem Lande scheinen in seiner Selbstbiographie nicht mehr auf. Ami Boués Einfluß auf die Entwicklung der Geologie wurde bereits mehr¬ fach von berufener Seite gewürdigt. Noch im Sinne der neptunistischen Ansichten 179

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