OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Buchowiecki: Romanische Landkirchen in Oberösterreich Nordwand noch vermauerte Barockfenster erkennbar sind. Der (vielleicht nicht ursprüngliche) Chorraum ist ein kreuzgewölbtes Breitrechteck, 4.32 Meter lang und 5.67 Meter breit. Es wäre dringend zu wünschen, daß sich die Denkmalpflege dieses Bauwerks annähme und wenigstens die äußeren Putzschichten entfernen ließe, wodurch die urkundlich erschlossene Datierung ohne Zweifel einwandfrei er¬ wiesen und unserem Lande eine ihrer urtümlichsten Kirchen der romanischen Zeit wiedergegeben werden könnte. Eine allerdings nur mehr als niederer Mauerrest erhaltene Rundapsis, die 1909/10 auf Anregung von Prälat Josef Lohninger ausgegraben wurde, treffen wir im Altar- und Langraum der 1911 über die mittelalterlichen Mauerzüge erbauten Johanneskapelle am Fuße des Ahberges, 2.7 Kilometer süd¬ westlich von St. Georgen im Attergau. An die Reste eines Chorquadrats von 3 : 3.12 Meter Seitenlänge schließt sich eine Altarnische mit etwa einem Meter Halbmesser. Trotz der sonst phantastischen Gedankengänge Lohningers wird die Verlegung dieser Baureste in die romanische Zeit kaum zu bezweifeln sein. Außerst problematisch ist die Deutung der Nikolauskapelle und einstigen, 1785 gesperrten Pfarrkirche von Traunkirchen. Sie steht, östlich an das alte Hofrichterhaus anschließend, auf felsigem Grunde hoch über dem Ort und erhielt bei ihrer Profanierung (1811) eine Zwischendecke, wodurch ebenerdig Raum für eine Holzlage, im Obergeschoß ein Saal entstand. 1725 wurde die alte Anlage ausgebessert und vermutlich erhöht, mit neuen Rechteckfenstern in Stuckrahmung ausgestattet und innen an der Decke mit Fresken geziert. Am ursprünglichsten scheint die Apsis auf uns gekommen zu sein. Im Hufeisenbogen an den Langraum gefügt, besitzt sie außen zwischen breit aufsteigenden Wand¬ streifen je zwei Rundbogen, die sich friesartig um die Rundung ziehen, aber infolge der anzunehmenden Aufstockung zu tief sitzen. Ob ein alt überliefertes Baudatum von 1022 geschichtlich standhalten kann und auf den gegenwärtigen Bau bezogen werden darf, ist unsicher. Das wohl mächtige Mauerwerk enthält, soweit im Innern festgestellt werden kann, zwischen Feldsteinen auch in bodennaher Lage zahlreiche Ziegelstücke, die vielleicht von der erwähnten Wiederherstellung stammen könnten, aber auch einen weitgehenden Neubau möglich machen würden. Die Kapelle zur Gänze für eine Schöpfung des 17. Jahrhunderts zu halten 16), scheint mir abwegig. Die seit 1622 im Ort residierenden Jesuiten werden den Bau schon vorgefunden und vermutlich als Kongregationskapelle benützt haben. Wenn wir alles abwägen, was für und wider die Zugehörigkeit unseres Denkmals zum romanischen Stil vorgebracht werden könnte, dann würden die allen oberöster¬ reichischen Landkirchen dieser Zeit gemeinsamen geringen Ausmaße des Schiffes (zirka 9.7: 6.4 Meter), weiters die einstige Stellung dieses Baues als Pfarr¬ kirche und die Überlieferung eines hohen Alters die Zuweisung in die romanische Epoche glaubhaft machen, andererseits aber das Vorkommen von Ziegelbrocken 1e) Weißbacher und V. Hartenschneider, Das Decanat Altmünster ... Topographie des Erzherzogthums Österreich ... Bd 14 (Wien 1835) S. 75. 103

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