OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter im Wandgefüge und der ohne Entfernung des Verputzes in seinem Alter unbe¬ stimmbare, unserer Landkirchenarchitektur auch fremde Rundbogenfries zweifelhaft genug sein, um uns in der zeitlichen Ansetzung schwanken zu lassen. Die eigen¬ tümliche Apsisgestalt als Rest eines Karners deuten zu wollen, geht nicht an, weil das Untergeschoß für das Beingewölbe fehlen würde. Könnte die fragliche Jahres¬ zahl 1022 wirklich zurecht bestehen, dann wäre die altertümliche Nischenbildung noch einigermaßen verständlich. Ein wirklich gesichertes Denkmal tritt uns erst mit dem Langhause von Kößlwang entgegen. Der Ort scheint 1135 urkundlich erstmals auf, aus dieser Zeit könnte auch ganz gut das Kirchlein stammen. Es handelt sich hier um einen sockellosen, unverputzten Tuffquaderbau mit 7.53 Meter Frontbreite und 9.9 Meter Schifflänge, der leider während des Barocks gegen Süden verbreitert wurde und so seine rechte Längswand verlor. Immerhin ist die alte Westfront noch deutlich aus dem anderen Baustoff der barocken Verbreiterung — Feldstein und Ziegel — und besonders durch den ursprünglichen, sich aus der späteren Erhöhung deutlich abzeichnenden Dreiecksgiebel ablesbar. Die allerdings gleich¬ falls barock erhöhte Nordwand ist zur Gänze erhalten. Das Quaderwerk ist nicht ohne Geschick aufgeschichtet; Fenster sind nicht feststellbar. Ob den Dachsaum ein Bogenfries begleitete, ist wegen der Mauererhöhung nicht mehr zu entscheiden, doch im Hinblick auf die bisherigen Erkenntnisse eher zu verneinen. Der romanische Ostabschluß ist dürch einen mit Parallelrippennetz gewölbten Chor der späten Gotik ersetzt, der aber reichlich romanisches Steinmaterial mitverwendet zeigt. Weitaus günstiger steht es um den Erhaltungszustand einer eng verwandten, gleichfalls dem 12. Jahrhundert zugehörenden Kirche: St. Nikolaus in Aurachkirchen. Hier sind alle drei Mauern des Langhauses unverändert und die Quaderarbeit weitaus sauberer als in Kößlwang. Die Größenverhältnisse (9.63 Meter Breite, 12.28 Meter Länge) sind den Abmessungen der schon be¬ sprochenen Kirchen ähnlich. Der besonders an der Nordfront auffallende drei¬ fache Wechsel der Steinlagen (1.—7., 8.—30., 31.—33. Schicht) dürfte nicht auf verschiedene Bauabschnitte zurückzuführen sein; man wird doch die Kirche in einem Zuge zu Ende gebracht haben. Zwei Fenster, eines gegen Norden, ein vermauertes gegen Süden, sitzen auf der 24. Quaderlage auf, sind halbrund geschlossen und haben eine breite eingeschrägte Leibung, sodaß als innere Öffnung fast nur ein schmaler Schlitz zustande kommt. Das Innere ist, wie auch schon für den ursprünglichen Zustand vorausgesetzt werden muß, flach gedeckt, was erwünschte Rückschlüsse auf die Deckenlösung der schon behandelten Kirchen erlaubt. Angesichts der bis zum Dachansatz unverändert erhaltenen Längswände ist das Fehlen eines Rundbogenfrieses besonders zu betonen. Wie in Kößlwang wurde auch hier die romanische Chorlösung durch einen späteren Anbau vernichtet: ein etwas eingezogener, mit einer Dreiparallelrippenfigur gewölbter Chor der späten Gotik setzt an das um zehn Zentimeter mit Füllmauerwerk verlängerte Schiff an und verwendet, wie in Kößlwang, weitgehend romanische Quadern. Man kann 104

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