OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 2

Maurer: Zur Wertung der oberösterreichischen Grenzen geprägt, daß wir von einer Durchgangsgrenze sprechen müssen, doch liegt sie so abseits von den großen Verkehrslinien, daß diese Gunst wenig ausgenützt wird. Umgekehrt liegt die Sache bei der Ennsgrenze. Die Grenze am Wachtberg, im Anziehungsbereich von Steyr gelegen, ist begreiflicherweise verkehrsfreudig, die Enns aber stellt sich infolge ihrer Breite und starken Strömung, aber auch wegen der sie begleitenden diluvialen Schotterterrassen als ein nicht zu unterschätzendes Hindernis dar, worauf A. Moser in diesen Blättern hingewiesen hat 7). Wir müssen diesen Grenzabschnitt daher als Lückengrenze werten und ebenso die Donaugrenze, die vor allem im Strudengau sowohl dem Längs- als auch dem Querverkehr reichliche natürliche Hindernisse bietet. Im Bereich des Massivs hingegen handelt es sich wieder nur um eine Durchgangsgrenze, die aber ziemlich arm an Verkehrs¬ spannung, d. h. an Anziehungskraft bedeutenderer Mittelpunkte ist, die einen regeren Verkehr über diesen Abschnitt lenken würden. Wir sehen gerade an der niederösterreichischen Grenze, wie wenig der natur¬ gegebene Hindernischarakter maßgeblich sein kann für die Verkehrsverhältnisse. Zweifellos sind Donau- und Ennsgrenze und die Kammgrenze im Süden die trennungsstärksten im ganzen Grenzverlauf, doch der Verkehrsreichtum des Alpen¬ vorlandes und bei der Ennsgrenze die Querstellung gegen die herrschende Ver¬ kehrsrichtung lassen zumindest in der Verkehrshäufigkeit nicht mehr diese natürlichen Verhältnisse erkennen. Die Verkehrswegdichte ist freilich im Bereich der Strom¬ grenzen gering, denn nur die Straßen- und die Bahnbrücke bei Enns, die Donaubrücke bei Mauthausen, über die auch ein behelfsmäßiger Straßenverkehr seit 1945 geht, sowie die Fähren von Wallsee und Tiefenbach vermitteln den Verkehr. Daraus wird auch wieder die verkehrssammelnde Wirkung solch einer Lückengrenze ersichtlich. Diese Wirkung besitzt auch der Strudengau, der in morpho- wie in hydrologischer Hinsicht einen mächtigen Niegel für die einstige Hauptverkehrsader zwischen beiden Donauländern bildet, dem aber heute nur geringe Bedeutung zukommt, da er von den Hauptverkehrslinien im Süden um¬ gangen wird. Insgesamt ist die Verkehrswegdichte mit 11,8 durchschnittlich. Sie wird durch die heute kaum befahrene Donau, den zweigleisigen Übergang der Westbahn bei Enns, vier eingleisige Strecken bei Gaflenz, Ramingdorf, Mauthausen und Sarmingstein und 17. Straßen, davon 10 Durchgangsstrecken erzielt. Die Verkehrshäufigkeit verdankt ihre Größe in erster Linie der nun wieder in fast friedensmäßiger Dichte verkehrenden Westbahn (16 Zugspaare sowohl nach dem Winter-, als auch nach dem Sommerfahrplan 1950) und ferner dem Umstand, daß die Züge Krems — St. Valentin und Linz — Steyr zweimal die Landes¬ grenze überqueren müssen. So kommt man auf insgesamt 44 Zugspaare täglich, um 8 mehr als bei der Salzburger Grenze, trotzdem auch dort die Züge der Salz kammergutlokalbahn dreimal gezählt wurden. Man sieht also, daß die überragende 7) A. Moser: Die Untere Enns als Hindernis und Grenze, O. H. Heimatblätter Ig 1 (1947) S. 97 ff. 149

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