OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Ferdinand III. am 7. Dezember 1644 dem Kloster St. Florian ein Freihaus¬ Privileg 8). Auf Grund dieser kaiserlichen Begünstigung war das Linzer Stifts¬ haus künftig von allen städtischen Steuern und der Stadtgerichtsbarkeit ausge¬ nommen und zählte nun zu den sogenannten Freihäusern. Solche wichtige Vor¬ rechte genossen einst zahlreiche Adelige und Klöster für ihren städtischen Hausbesitz, So befinden sich im Linzer Häuserverzeichnis von 1644 *), das 303 Gebäude auf¬ zählt, über 50 Freihäuser. Durch den Übergang steuerpflichtiger Baulichkeiten aus bürgerlichen Händen in jene eines Stiftes oder Adeligen, der meist ein kaiserliches Freihaus-Diplom im Gefolge hatte, erlitt die Gemeinde schwere finanzielle Einbußen. Daher standen Stadtvertretung, klösterliche und adelige Hausherren oft auf gespanntem Fuß und führten langwierige Federkriege. Mit Recht brachten die Stadtväter immer wieder die Klage vor, daß die Freihaus-Besitzer an den allgemeinen Sorgen nicht „mit¬ leiden", das heißt nicht Steuer zahlen. Zwischen St. Florian und Linz ließ sich rasch ein friedliches Einvernehmen erzielen, da Propst Leopold im Jahre 1646 dem Linzer Magistrat als Entschädigung für den Steuerentgang vom Florianer Haus 1000 Gulden von einem seinerzeit eingeräumten Geldkredit abschrieb 10) Lange währte der Kampf der städtischen Gemeinwesen gegen die Privilegien der Prälatenhöfe und Adelssitze, bis im Jahre 1750 eine Regierungsverfügung auch die Linzer Freihäuser zu Steuerleistungen heranzog und dadurch die städtische Finanzkraft hob. Die starke Inanspruchnahme der Florianer Prälaten für die Geschäfte der Landesverwaltung, Repräsentationspflichten und verschiedene dienstliche Obliegen¬ heiten erforderten deren häufige Anwesenheit in Linz. Auf die würdige Aus¬ stattung ihres Absteigquartiers verwendeten sie daher auch entsprechende Sorgfalt. Im ersten Stock des Stiftshauses richteten sie einige Empfangs- und Wohnräume sowie eine Kapelle ein, die sie mit reichen Stuckarbeiten und kleinen Decken¬ gemälden ausschmückten. Unter Propst Johann Georg Wiesmayr (1732 —55) herrschte im Stiftshaus reges Leben. Dieser hervorragende Prálat, dem ein glänzendes wirtschaftliches Talent und Verständnis für Kunst und Wissenschaft eigen waren, nahm im Landtag eine führende Rolle ein und mußte als Mitglied des Verordneten-Kollegiums in Linz häufig anwesend sein. In seinen historisch wertvollen Aufzeichnungen über den französisch-bairischen Einfall 1741/42 in Oberösterreich 11)schildert er uns auch das Treiben der Feinde und seine persönlichen Erlebnisse in der Landes¬ hauptstadt. Als die Franzosen am 14. September 1741 in Linz einrückten, belegten sie sogleich das Florianer Stiftshaus mit Beschlag. Bis 1. Dezember 8) Gleichzeitige Abschrift im Stiftsarchiv St. Florian. *) Abgedruckt bei B. Pillwein, Linz Einst und Jetzt, Bd 2 (Linz 1846) S. 48 ff. 10) Diesbezüglicher Schriftenwechsel mit der Stadt Linz im Stiftsarchiv St. Florian. 11) E. Mühlbacher, Die literarischen Leistungen des Stiftes St. Florian (Innsbruck 1905), S. 81 ff. 254

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