OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Grüll: Die Freistädter Sensenschmiedordnung vom Jahre 1502 item es sol auch ain yeder maister alhie nit mer dann ainen Junger 13) aufnemen nach hanndt¬ werchs gewonnhait vnd ain yeder Junger sol alsdann dienn drew Jar vmb das hanndtwerch. item ain knecht der ainem maister wil dienn vmb die Eeßmaisterschafft der sol auch drew Jar diennen damit er kain hinderung kunfftigklich mug haben so er maister wolt werden item es sol auch kain gesell in der werchstat ain segenns verkawffen die weil ain Maister selb segenns hat bey ainem peenfal ain halb phundt wachs Zwo khanndl wein. So aber ain maister kain segenns mer hiet so mag ain gesell wol segenns in der werchstat verkawffen 12) item welcher sich hie zw maister wolt richten der sol vnd mueß haben ain khundtschafftbrief 15) das er eelich geboren vnd vmb das hanndtwerch redlich gedint habe, auch das hanndtwerch vor den maistern beweren wie die Zeit auf den stukhen des hanndtwerchs der senngssmid gewonnhait ist item der ains maister Sun hie auf der werchstat Zu der Freinstat ist der hat Rat das Hanndt¬ werch Zubeberen 16), aber sonst kainer allain er nem dann hie auf der werchstat ains maister Tochter oder wittib, Welher aber sein maisterschafft beberen wil dem sullen Zwenn maister furlegen was dann Zu der Zeit gewonnhait ist, Vnd welher gesell also maister worden ist der soll in sein werchstat frömbd knecht bringen wolt er aber gesellen haben die Zu der selben Zeit hie gearbat hetten sol er das mit der maister willen anfahen vnd ausrichten item ain yeder maister sol auch haben die ordnung das er ainem yeden seinem gesellen von Oster anzuheben bis auf michaeli ain vnnttern sol geben17). In auch sunst gebürlich vnd Zimlich nach hanndtwerchs gewonnhait wie bei anndern werchstetten sit mit Cost vnd lon halten. So volgen hienach die artigkl die gesellen berurundt item welher gesell des gemelten hanndtwerchs wider die ordnung diser Zech mürmlet ist der Zech vnd dem hanndtwerch Zu peen vnd straff ain halben emer wein vnd Zwai Phundt wachs vnd welher das von ainem höret oder merkhet vnd solichs den gesellen nicht anpracht der ist auch souil pueß wie oben gemelt verfallen item welher gesell dem anndern verpottne wort Zuesetzet oder auf sein Eer redet vnd möcht solichs nicht beibringen der wer der Zech vnd dem hanndtwerch zu penn vnd straff ain halben emer wein vnd Zwai phundt wachs verfallen desgeleichs des gerichts straff. Welher gesell mit dem anndern spilet das gelt beruret ist der Zech vnd dem hanndtwerch Zwo khanndl wein vnd ain halb phundt wachs verfallen welher gesell so dann maister vnd gesellen bei ainannder sein on erlawbnuß der maister vnd gesellen ausgienng ist der Zech vnd dem hanndtwerch obgenannte Straff verfallen item welhem gesellen man in die Zech ansagt Zukömen vnd nicht käm als lanng das ain helbert khertzl verprindt ist obgenannten peenfall verfallen item welher gesell an die herberg wa maister vnd gesellen bey ainannder sein ain wör tregt 18), wie die namen hat der ist obgenannten peenfal verfallen. 13) Die gleiche Beschränkung, die noch heute die Innungen zum Schutze der Handwerks¬ genossen aufrecht erhalten, war also bereits im Mittelalter bekannt und geübt. 14) Die Gesellen konnten damals deshalb mit Sensen Handel treiben, weil sie neben Geld auch Waren für ihre Arbeit erhielten. 15) Der Kundschafts- oder Geburtsbrief enthielt neben der Geburtsangabe häufig auch die vier Großeltern deutscher Abkunft aufgezählt und insbesonders die Bestätigung, daß der angehende Handwerker ehrlicher, also ehelicher Abkunft und keiner Leibeigenschaft unterworfen war. Letztere war in Österreich, insbesonders in Oberösterreich, nicht mehr üblich, aber in den slawischen Nach¬ barländern so in Böhmen bis in die Zeit Kaiser Josef II. noch sehr weit verbreitet (Untertanen¬ patent vom 1. 9. 1781 für Böhmen). 16) beberen = bewerben. 12) Während der langen Arbeitszeit waren die Meister verpflichtet, ihren Handwerkern eine Zwischenmahlzeit, das sogenannte Untermischl oder „Untern“ zu reichen ssiehe auch Höfer, Etymolo¬ gisches Wörterbuch, Bd III (Linz 1815) S. 261). 18) Das Waffentragen (Wöhr tragen) wurde nicht nur in den Handwerksherbergen und in Tafernen, sondern insbesonders in der Zeit der Jahrmärkte, an denen meist einige Zeit vorher 215

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