OÖ. Heimatblätter 1949, 3. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter vnd als Ir gebiettund herren vnnser gunst vnd willenn darzue wolten geben vnd geruechten solich Zech vnd ordnung mit vnnser Stat Innsigl Zubestätten vnd seind das die artigkl Item von erst sol nun furohin das tagwerch des benannten hanndtwerchs also gearbait vnd geraidt werden Partsegenns dreytzechen lanndtwerch sechtzechen vnd Polnisch Zwaintzig segenns item das tagwerch Zum Rugkhnen partsegenns ain viertl pehamisch zwounddreißig vnd polnisch sechsunddreißig segenns vnd sol ain yeder maister sein Zaichen vnd daneben der Stat Zaichen auf ain yede Segenns slachen 8) item wer aber das ain gesell vber die benannten tagwerch arbaittet ainem Eßmaisster geben Zwelff pfening vnd ainem slaher Zechen phening 9). item welcher maister oder gesell on not ain khnittl abschrott 1) der ist zu pen verfallen der Zech vnd dem hanndtwerch vier kanndl wein ain phundt wax vnd des gerichts straff, sonnder er soll die beleiben lassen wie inn die sein legerherr fürlegt. item welher maister oder khnecht bey gots martter oder anndern seinen gelidern frauennlichen schilt der ist der Zech vnd dem Hanndtwerch verfallen vier khanndl wein ain phundt wax dartzue des gerichts straff vnd welher maister oder gesell das von ainem höret vnd brächt das nicht an das Hanndtwerch der ist auch der obgenannten straff dem Hanndtwerch vnd gericht verfallen. item welher maister dem anndern ain knecht abfreiet oder wurb 1) vnd wurd des vberweist der ist der Zech vnd dem Hanndtwerch zu peen vnd straff verfallen ain halben emer wein vnd Zway phundt wax. Es were dann sach das der gesell bey dem maister nicht lennger beleiben wolt so mag ain maister mit dem anndern selbst persönndlich dauon red hallten wie dann hanndtwerchs recht ist. item begäb sich aber im hanndtwerch das ain knecht seinem maister aus der werchstat aufstundt on redlich vrsach so sol die straff bei dem hanndtwerch steen, Wolt aber der Khnecht den maistern ettwas Zuuil widerwerttig sein In dem oder annderm sol in ain ersamer Nat oder Richter hier Inn beistenndig sein item welher maister ainem anndern maister gegen dem khawffman sein arbat hinlegt oder schenndet des er ober weist wurdt ist der egemelten pueß der Zech vnd dem hanndtwerch verfallen item welher maister mit willenn vnd wissenn in seiner behausung ainem gesellen ain gemaine frawen 12) aufennthielt der wär der Zech vnd dem hanndtwerch Zw peen vnd straff vier kanndl wein vnd ain phundt wachs verfallen 8) Freistädter Sensénmarken und der Stadt Freistadt Innungsbeischlag finden sich in der äußerst wertvollen Arbeit von J. Zeitlinger: Sensen, Sensenschmiede und ihre Technik (Museal Jahrbuch Bd 91, 1944, S. 137 und 143) sowie in den Freistädter Akten (Stadtarchiv Freistadt, Schachtel 278) abgebildet. Wegen Mißbrauch der Marken wurden oft langwierige Prozesse geführt. *) Dieser Absatz bestimmt den Überstundenlohn, der pro Tagwerk für den Eßmeister 12 d und den Schlager 10 d ausmachte. 10) Abschrotten = abschlagen. Die hohe Wein-, Wachs- und Gerichtsstrafe sollte den Arbeiter abschrecken, mit wertvollem Rohmaterial leichtsinnig umzugehen. 11) Wenn ein Meister dem anderen seinen Knecht abtrünnig machen, also abfreien und selbst anwerben wollte, mußte er gar einen halben Eimer Wein und zwei Pfund Wachs der Zeche und dem Handwerk zahlen. Der bei Strafen eingenommene Wein wurde an den Jahrtagen gemeinsam vertrunken und das Strafwachs diente zu Beleuchtung der Gottesdienste und Jahrtage der Zeche. 12) Gemeine Frauen = Huren. Diese waren im Mittelalter nur in den größten Handels¬ und Messestädten angesessen, zu denen auch Freistadt zählte. Im Mittelalter nannte man die Dinge beim rechten Namen und so erhielt auch der Aufenthaltsort der Freistädter gemeinen Frauen, an Stelle der heute noch so genannten Lucken, seine derb-anschauliche Bezeichnung [siehe J. Nößlböck, Die Entstehung der Pfarre und die Baugeschichte der Katharinenkirche in Freistadt. Mitteilungen des Institutes für österreichische Geschichtsforschung Bd LIV (Innsbruck 1942) S. 313—361]. 214

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