OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Alpenrand vor. Die Schottergebiete wurden von dieser Bauernbevölkerung im allgemeinen gemieden, so auch das Gebiet zwischen Traun und Enns, das auf¬ fallend fundleer ist. Von den drei Hauptgebieten nimmt das Gallneukirchner Becken, was Dichte der Besiedlung betrifft, wohl die erste Stelle ein. Insbesonders in der Umgebung von Wolfing sind so zahlreiche Funde zum Vorschein gekommen, daß wir hier mit einer größeren Dorfanlage rechnen müssen. Unfertige Stücke unter dem Steinmaterial, Bohrzapfen (Abb. 16, 17, 18, 19), Werkzeuge mit angefangener Kronenbohrung (Abb. 20, 21, 22, 23) und Steine mit Sägeschnitt (Abb. 24, 25, 26), die man hier und in den anderen Gebieten gefunden hat, zeugen für die Anfertigung dieser Geräte an Ort und Stelle. Über die Kulturzustände zur bandkeramischen Zeit liegen in Ober¬ österreich so gut wie keine Beobachtungen vor. Es fehlen vor allem systematische Siedlungsgrabungen, aber auch Gräber konnten bis jetzt nicht aufgedeckt werden, obwohl solche in Niederösterreich und Mähren heute schon in ziemlicher Anzahl bekannt sind. Doch dürfen wir bei uns mit ähnlichen Kulturzuständen rechnen, wie sie in den Nachbarländern festgestellt wurden. An Haustieren hielten die Bandkeramiker Rind, Ziege, Schaf, Schwein und Hund. Wenigstens in spät¬ bandkeramischer Zeit dürften diese Haustiere alle bekannt gewesen sein. Nur das Pferd scheint der bandkeramische Bauer noch nicht gezüchtet zu haben. Der Ackerbau wurde anfangs wahrscheinlich in der Form des Hackbaues,später vielleicht bereits als Pflugbau betrieben. Ganz sichere Ergebnisse liegen dies¬ bezüglich allerdings noch nicht vor. Was die Getreidearten anlangt, die gebaut wurden, so sehen wir hier schon etwas klarer. Die Kulturformen der Getreide sind von Wildformen abzuleiten, deren Heimat zum größten Teil in Vorderasien zu suchen ist. Im bandkeramischen Siedlungsraum waren in der jüngeren Steinzeit Weizen, Gerste und Nispenhirse verbreitet. Der Weizen war in drei Formen bekannt: als Emmer, Einkorn und Zwergweizen. Davon sind die zwei ersten Arten heute selten, die dritte, der Zwerg¬ weizen, ist völlig ausgestorben. Da diese Weizenarten in bandkeramischer Zeit durch die Balkan- und Donauländer bis Württemberg vorgedrungen waren¬ hier liegen nämlich in bandkeramischen Wohngruben noch Körner- und Ähren¬ funde vor — und da entsprechende Funde, wenn auch aus etwas späterer Zeit, aus den Pfahlbauten des Mondsees und aus Niederösterreich bekannt wurden, so kann mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß der Weizen bei uns in bandkeramischer Zeit gebaut wurde. Ähnlich verhält es sich mit der Gerste. Auch sie wurde in bandkeramischen Siedlungen in Südwestdeutschland und im Pfahlbau des Mondsees nachgewiesen und dürfte daher bei uns bekannt gewesen sein 28). Die Acker der bandkeramischen Bauern waren vermutlich um die Siedlungen herum gelagert. Über die Siedlungen der Donaukultur sind wir heute infolge guter Grabungen in einigen Ländern besser unterrichtet als noch vor kurzem. 28) F. Bertsch, Herkunft und Entwicklung unserer Getreide, Mannus 1939 S. 171 —224. 102

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