OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde gebaute Stadtmauer oder nicht? Läßt sich ein höheres Alter erschließen, dann ist die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, daß die älteste Wehranlage der Stadt weiter stadteinwärts zu suchen ist. Denn die Reihenfolge und das Fallen der Bodenschichten nach Norden sowie die Tiefenlage der Schlacht lassen diese eindeutig als Bestandteil einer uralten Grabenverbauung erkennen. Dr. Hubert Marschall (Wels) Zur Geschichte des Meistergesanges in Steyr Bedingt durch die mannigfachen Beziehungen der alten Eisenstadt zu den deutschen Städten, durch Reformation und Humanismus und durch einen wohl¬ habenden Handwerkerstand fand im 16. und 17. Jahrhundert die Dichtkunst in Steyr eine besondere Pflege. Während Schulmänner biblische und weltliche Komödien in deutscher und lateinischer Sprache inszenierten, widmeten sich poesie freundliche Bürger der edlen Kunst des Meistergesanges. In Widmanns Arbeit „Zur Geschichte und Literatur des Meistergesanges in Oberösterreich" *) und in der „Deutsch-Österreichischen Literaturgeschichte“ von Nagl, Zeidler, Castle 2) wird die Tätigkeit der Steyrer Meistersinger ausführlich dargestellt. Zuweilen finden sich hierüber auch kurze Notizen in heimatkundlichen Aufsätzen zur Stadtgeschichte 3). Die Verfasser der grundlegenden Werke über Steyrs Vergangenheit wie Preuenhuber, Zetl und Pritz wissen über die Meister¬ singer nichts zu berichten. Die oben angeführten Aufsätze stützen sich hauptsächlich auf die Tabulatur des Kürschners Lorenz Wessel und auf die Meistersingerhandschriften Heibergers Stromairs und Freudenlechners. Die Quellen im Archiv der Stadt Steyr jedoch wurden vollständig unberücksichtigt gelassen, und gerade diese enthalten wertvolle Hinweise. Vor allem finden sich in den Ratsprotokollen aufschlußreiche Notizen, die das einschlägige Schrifttum in mancher Hinsicht berichtigen und ergänzen. So werden in den vergilbten Blättern der dickleibigen Folianten die bedeutendsten sangesliebenden Bürger und Handwerker der Stadt wie Kriegsauer, Heiberger Hagmair und Lindtwurm an mehreren Stellen genannt. Österreichs berühmtesten Meistersinger, den Ahlschmied Geverin Kriegs¬ auer (Khriegsauer)4), erwähnen die Niederschriften des Nates nur einmal, *) H. Widmann, Zur Geschichte und Literatur des Meistergesanges in Oberösterreich. Mit Benützung unedirter Handschriften. 15. Jahresbericht der k. k. Staats-Ober-Realschule in Steyr (1885). 2) J. W. Nagl, J. Zeidler, E. Castle, Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte, Bd 1 (1898) S. 530 ff. 3) G. Goldbacher, Steyr, eine Stätte für Kunst und Wissenschaft; E. Stein, Die Städte Deutschösterreichs, Band 2: Steyr und Bad Hall, S. 55 f. — H. Widmann, Fremdenführer für Steyr und Umgebung (1884), S. 88 ff. — R. Stumpfl, Das alte Schultheater in Steyr zur Zeit der Reformation und Gegenreformation, Heimatgaue 1931 S. 1 ff., 136 ff. *) Nagl, Zeidler, Castle, a. a. O., S. 531, Anm. 2. 11* 163

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