OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Verbauung freigegeben worden ist. Bis dahin, in die Mitte des 16. Jahrhunderts sah man sich eben genötigt, die zunehmende Bevölkerung von der Ansiedlung innerhalb der Ringmauer abzuhalten und sie vor der Stadt seßhaft zu machen. Aber auch in Friedenszeiten war die Sorge wegen verheerender Feuersbrünste so groß, daß man alle mit starkem Feuer arbeitenden Handwerker, wie Bäcker¬, Huf-, Nagel- und Klingenschmiede in die Vorstädte verwies. Die Schmidtgasse selbst beherbergte wohl auch Schmiede, aber es waren Not- und Goldschmiede und die Rotschmiede kamen bei größeren Arbeiten sehr häufig beim Rat um Zu¬ weisung einer Gußstätte im Stadtgraben ein, da ihre Feuerstätten größeren An¬ forderungen nicht entsprachen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts kam es also auch zur allmählichen Ver¬ bauung der Tannpecken-Edt, doch läßt es sich vorderhand noch nicht feststellen, ob von der Schmidtgassen- oder Pfarrgassenseite her mit ihr begonnen worden ist. In der St. Johanns - Totengasse — der Name kam im 17. Jahrhundert auf und dürfte vermutlich daher kommen, daß man die Toten aus der Vorstadt zur Ein¬ segnung in der Pfarrkirche, die dem hl. Johannes dem Täufer geweiht ist, durch diese Gasse trug — beim Schmidtturm und vor der Stadt auf dem Graben wurde vorher und noch lange über die Zeit der Verbauung hinaus der Jahrmarkt abgehalten. Beim Schmidtturm hatten nach einem Vermerk der Stadtkammeramtsrech¬ nung 1490 die Nürnberger Kaufleute ihre durch das Stadtkammeramt aufge¬ schlagenen Kaufläden und anschließend standen die Lebzelter mit ihren delikaten Erzeugnissen, die der Gasse vor der Bezeichnung St. Johanns - Totengasse den freundlicheren Namen „Lebzeltergasse“ gegeben haben. Wir dürfen hier nicht gleich den Sitz des Lebzeltergewerbes in dieser Gasse annehmen, denn es bestehen nach dem Steuerbuch von 1529 nur an der Südseite der Gasse die kleinen, später „Schmelzingischen Zinshäuseln“ benannten Häuser, von denen das Haus Nr. 9 die hochmittelalterliche Bauart unverfälscht bis heute erhalten hat, und in diesen ist zu dieser Zeit kein einziger Lebzelter zuhause. Auch das Steuerbuch von 1531 vermag über den Verbau der Tannpecken-Edt noch nichts auszusagen. Beiderseits des Schmidtturmes befinden sich seit Beginn des 16. Jahrhunderts zunächst nur bescheidene Werkstätten, die von der Stadt in Pacht gegeben wurden, aber diese können genau so gut in den Zubauten des Turmes untergebracht gewesen sein. Erst das Steuerbuch von 1550 berichtet zum erstenmal, daß an der inneren Seite der Ringmauer 4 Häuser in Handwerkerbesitz sich befinden. Auch die linke Schmidt¬ gassenseite entbehrte 1529 noch des direkten Anschlusses an den Schmidtturm, da an Stelle des Hauses Schmidtgasse Nr. 27 nur ein recht bescheidenes Wohn¬ gebäude — vielleicht auch nur eine Werkstatt — gestanden ist, die dem Torschließer zugewiesen war. 1529 war es Peter Glaser, Torsperrer, der sein Handwerk hier ausübte und nebenbei den Schließdienst versehen hat. Eine für die Baugeschichte von Wels wichtige Frage muß vorläufig noch un¬ beantwortet bleiben: Ist die eingangs genannte Schlacht älter als die 1376 aus¬ 162

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