OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde von Schüsseln mit Henkel und Rundwulst aus grauem und gelbem Ton, die außen und wie J. N. 28549 auch innen graphitiert sind. Bei der helltonigen Töpferware handelt es sich um einfaches „schlichtes Geschirr des Alltages, Töpfe und Schüsseln in gelber, brauner oder grüner Glasur. Ein Milchhäfen in der bis ins 19. Jahrhundert herüberreichenden bekannten Form ist zur Gänze erhalten. Die meist gehenkelten Randbruchstücke von Töpfen aus hellem hartgebranntem Ton weichen in ihrer Profilierung erheblich von den Rund¬ und Kantenwulstrandtöpfen, wie sie für das Eisentongeschirr und die Erzeugnisse aus Piesing und Oberleim 11) charakteristisch sind, ab. Die Rundwülste sind weniger stark und gehen, an der Außenseite abgekantet, in eine tiefe Hohlkehle über, der Hals ist kurz und die Schulter deutlich abgesetzt, die Gefäße sind ins¬ gesamt mäßig gebaucht. An Stelle der typischen Kantenwülste ist der Mundsaum bandartig verstärkt oder der Wulst, an dessen Außenseite eine flache Hohlkehle verläuft, ist an den oberen Kanten abgerundet und die Wand setzt ohne Übergang am Wulst kugelförmig an. Ein glatter, nach außen bzw. nach innen gezogener Rand ist zwei steilwandigen Gefäßen eigen, die hinsichtlich der Form bisher keine ähnlichen Gegenstücke in Wels haben. Unter den hellen unglasierten Tonwaren ist ein Topfhenkel mit dem schräg¬ gestellten Schnittmuster und rotbraunen Farbstrichen verziert. Das Randbruchstück eines gehenkelten Häfen so wie zwei Boden- und ein Wandbruchstück aus gelbem, hart gebranntem Ton sind als frischer Bruch einer Töpferwerkstatt anzusehen, die sich in nächster Nähe befunden hat 12). Auf schlichte Art berichten die Scherben und andere Funde, daß spätestens seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bis in die beginnende Neuzeit vom Schloß Pollheim bis zum alten kaiserlichen Spital in der Pfarrgasse ein zusammen¬ hängender unverbauter Raum sich entlang der Stadtmauer erstreckte, der, wie aus verschiedenen urkundlichen Nachrichten hervorgeht, schon im ausgehenden 15. Jahrhundert die „Tannpecken-Edt“ geheißen hat. Die Bezeichnung Edt = Ode weist ja gerade innerhalb der Ningmauer auf ein unverbautes Gelände hin und der Umstand, daß sich an einer Stelle nutzloser Abfall in einer solchen zeit¬ lichen Geschlossenheit ansammeln konnte, beweist nur einen lang anhaltenden un¬ veränderten Zustand. Bei dem großen Raummangel der mittelalterlichen Stadt jedenfalls ein recht merkwürdiger Zustand, der nur durch die Belange der Ver¬ teidigung, Heranbringung der Mannschaft, Schutzzone gegen Feuersgefahr im Kriegsfalle, eine ausreichende Erklärung findet. Ähnlichen unverbauten Raun finden wir in Wels auch in der Altstadt, den Burggarten, die Gärten im Häuser¬ geviert Burggasse - Hafergasse, den ursprünglich freien Raum zwischen Burg und Traunturm, dessen Verbauung ebenfalls erst im 16. Jahrhundert einsetzte, die an die Stadtmauer angelehnten Gärten des Minoritenklosters, des kaiserlichen Spitals und der Pfarrkirche und schließlich auch die offenen Räume im Komplex des Pollheimer Schlosses. In Befolgung des Grundsatzes größtmöglicher Sicher¬ heit isolierte man den eng verbauten Stadtkern durch eine Auflockerungszone, die dann infolge der geänderten Kriegstechnik als überflüssig erkannt und für die 11) F. Wiesinger, a. a. O., S. 157 ff. 12) Nach den Steuerbüchern 1529 und 1531 kann dieser Bruch aus der Hafnerei Jakol Stadler stammen, der sein Gewerbe im Hause Pfarrgasse 17 (heute Tschuden) betrieben hat. 161

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2