OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter einen Einstich und zwei Fingernagelkerben als vermutliches Meisterzeichen trägt. Die Einstiche verweist Wiesinger noch in das 13. und die Fingernagelkerben ir das 14. Jahrhundert, so daß wegen der gleichzeitigen Verwendung beider Marken die Reihung in die Wendezeit der Jahrhunderte begründet ist. Auch die derbe bauchige Form und das grobe Material sind dieser Zeit eigen. Ein bisher unbekanntes eigenartiges Meisterzeichen trägt ein einhenkeliger Topf mit Rundwulst und Deckel aus Eisenton, J. N. 28.528. Beiderseits eines eingepreßten Rhombus mit abgerundeten Ecken befinden sich zwei gleiche Marken die breiten Messern mit kurzem Griff ähnlich und mit der Schneide dem Rhombus zugekehrt sind. Dieses Töpferzeichen ist in kleinerer Ausführung auch auf dem Randbruchstück J. N. 28.529 und in vereinfachter Form auf dem gehenkelten Topf J. N. 28.530 vorhanden. Die Form dieses zuletzt genannten Topfes gleicht dem bei Wiesinger 5) abgebildeten, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Topfe. Möglicherweise stellen diese Zeichen ein Töpferwerkzeug vor. Für eine sichere Beurteilung der Herkunft dieser Marke fehlen zur Zeit noch Vergleichs möglichkeiten, doch deutet die zusammenhängende Formentwicklung auf ein boden ständiges, ins 15. Jahrhundert zu reihendes Meisterzeichen. Die nichtgemerkten Randbruchstücke 5) besitzen ebenfalls die dem 15. Jahr¬ hundert eigentümlichen starken Rundwülste und lassen, so weit noch Wandansätze vorhanden sind, steilwandige, mäßig gebauchte Formen erkennen und sind wie die Bodenstücke*) aus grob gearbeitetem, mit Quarzsand durchsetztem Ton mi geringem Graphitgehalt. Ein derber Henkel eines größeren Eisentongefäßes trägt die im 14. und 15. Jahrhundert häufig vorkommende Schnittverzierung. In dieselbe Zeit gehören auch der dünnwandige, schwarz geschmauchte hartgebrannte Topf J. N. 28.539. Die Wand ist blasig aufgetrieben und zum Teil ausgebrochen. Der scharfe Brand konnte als besondere Eigenart der Hafnerei Finckh in der Vorstadt, die seit dem 15. Jahrhundert durch mehrere Generationen in einer Familie geführt wurde, nachgewiesen werden 8). In der Gruppe „Geschmauchte Schwarzhafnerware“ — Gefäße ohne Graphit¬ beimischung — tritt zeitlich führend eine Schüssel, deren Rundwulst an zwei sich gegenüberliegenden Stellen zu einer Handhabe ausgezogen ist und deren eine den Bindenschild als Töpferzeichen trägt. Der Bindenschild ist ohne Zusatzzeichen in klarer Form eingepreßt und bisher erst aus Enns bekannt ?). Seine Ver¬ für Wels zuver¬ wendung als Stadtmarke auf Töpferwaren kann nunmehr auch lässig angenommen werden, um so mehr, als auch Wels den Bindenschild im Wappen führt. Bemerkenswert ist nur das Vorkommen auf „Nicht-Eisenton geschirr“, da seit dem 15. Jahrhundert (1431) die Töpfermarke nur auf Eisen¬ sachen angebracht werden mußte 10). Es scheint daher diese Schüssel offensichtlich aus einer früheren Zeit zu stammen. Als späte Schwarzhafnerware bezeichnet Wiesinger die dunkel geschmauchten, außen mit Graphit schwarz gefärbten Erzeugnisse und reiht sie vom beginnenden 16. bis ins 18. Jahrhundert. Auch von dieser Art finden sich vier Bruchstücke 5) F. Wiesinger, a. a. O., Tafel X 5b. 6) J. N., 28531 — 28533; die äußeren Durchmesser der Randstücke betragen 19 —22 cm, die Rundwülste haben eine Stärke von 1.7—2.2 cm und die Bodenstücke einen Durchmesser von 11.7 — 15.5 cm. 7) J. N. 28536 — 28538. 8) F. Wiesinger, a. a. O., S. 95. *) F. Wiesinger, a. a. O., G. 96 f. 10) F. Wiesinger, a. a. O., S. 98. 160

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