OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde so daß ursprünglich der hölzerne Wehrgang durch die Vorkragung wesentlich breiter gewesen sein mußte. Bei einer Außenmauerstärke von 70 Zentimeter und der Innenmauerstärke von 35 Zentimeter stand demnach für die Breite des eigentlichen Wehrganges ein Raum von nur 75 Zentimeter zur Verfügung. Bei dieser geringen Breite genügte der Wehrgang bestenfalls für stehende Wachen und Rundgänge der Posten, aber nicht für militärische Anforderungen im Ernstfalle. Die zutage getretenen Funde — für die genauere Feststellung der Fundlage war die Verwendung des Baggers denkbar ungünstig gehören der Römerzeit und dem Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert an. Römischer Herkunft sind Bruchstücke geschmauchter Ware und verzierter Sigillata, das Halsstück eines Libationsgefäßes aus braunem und ein kugel¬ förmiges nach oben schalenartig erweitertes Salbentöpfchen aus stark irisierendem durchsichtigem Glas mit Nuppen in Herzmuschelform, ein Gefäßhenkel aus blauem Glas mit weißem Schmelz und der Griff eines Messers mit Blattansatz. Für die vom hohen Mittelalter bis in die beginnende Neuzeit anhaltende Ablagerung entlang der Innenseite der Stadtmauer sind ein gotischer Bündel¬ pfeiler mit Basis und ein gotisches Torbogenstück mit Flechtwerk, beide aus Sandstein, sowie die guterhaltenen Geweihstangen eines Hirschen beweiskräftige Zeugen, mehr noch die keramischen Funde, die sich mit 29 Stück auf die Schwarz¬ hafner, 6 Stück auf die Weißhafner und mit 16 Stück auf glasierte Ware ver¬ teilen. Die Mehrzahl der Hafnerware lag innerhalb einer „Schlacht“ (Faschine), die sich unter der Seitenmauer des Nachbarhauses der Johannisgasse befand. Diese Seitenmauer steht auf drei Stützpfeilern, der innerste unmittelbar an der Stadtmauer. Die beiden unteren auf den Pfeilern aufliegenden Ziegellagen der Seitenmauer haben sich infolge des sich setzenden Erdbodens aus dem Verbande gelockert und bogenförmig gesenkt. Durch die Senkung des Bodens hat sich auch ein kleiner Hohlraum zwischen den beiden inneren Stützpfeilern gebildet und unter diesem wurde die Schlacht freigelegt. Außerhalb der Schlacht lagen ein gevierter Ofenkachel aus gelbem Ton mit Graphitanstrich, der im 14. Jahrhundert in allgemeiner Verwendung stand *), ein spätgotischer, dem ausgehenden 15. Jahrhundert zugehöriger Nischen- oder Zylinderkachel aus hellem Ton und mit hellgrüner Glasur, dessen vertikalen Nand Säulen mit Blattornamenten und dessen oberen Rand ein Rankenornament ver¬ zieren 2), und endlich eine aus dem beginnenden 16. Jahrhundert stammende doppelwandige Lampe aus rotgebranntem Ton, die an der rotbraun glasierten Außenwand hellgelb glasierte Nuppen in Schneckenform in symmetrischer Anord¬ nung trägt 3 Als ältestes Fundstück der in der Schlacht angesammelten Gefäßreste ist das Randbruchstück eines dickwandigen bauchigen Gefäßes aus Eisenton zu nennen, das dem bei Wiesinger*) angeführten Gefäß formmäßig fast gleich ist. Es gehört ins 13. Jahrhundert wie das Randbruchstück J. N. 28.527, das am Henkelansatz *) J. N. 28554; Wandlänge 18 cm, Bodendurchmesser 13.5 cm, Tiefe 12 cm. An der Außenseite die nach abwärts verlaufende charakteristische Spirale. 2) H = 27.5 cm, B = 24 cm, Tiefe = 7 cm; J. N. 28561. 3) Die zu 33 ausgebrochene Außenwand ist henkellos. Nach Walch, Bunte Hafnerkeramik der Renaissance, S. 24 ff., liegt hier fränkischer (Nürnberger) Einfluß vor. Aus der Stadt¬ kammeramtsrechnung 1490 geht hervor, daß gerade beim Schmidtturm Nürnberger Kaufleute ihre Kaufläden während des Jahrmarktes hatten. *) F. Wiesinger, Die Schwarzhafner und die Weißhafner in Oberösterreich, Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines Bd 87 (1937) Tafel X, 1. 159

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