OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter II. Züngere Steinzeit (Neolithikum) Schon ganz der geologischen Gegenwart unserer Erdentwicklung gehört die jüngere Steinzeit an. Sie umfaßt etwa den Zeitraum von 4000 bis 1800 vor Christi Geburt. In technischer Hinsicht wird dieser Zeitabschnitt als das Zeit¬ alter der geschliffenen Steingeräte bezeichnet. Wichtiger aber erscheint der Unter¬ schied zwischen älterer und jüngerer Steinzeit in wirtschaftlicher Beziehung 22). In der älteren Steinzeit herrscht die aneignende Wirtschaftsform, das heißt, der Mensch nimmt als Jäger und Sammler, was die Natur ihm gibt, ohne plan¬ mäßig Vorsorge zu treffen. In der jüngeren Steinzeit dagegen ist bereits die er¬ zeugende Wirtschaft in Form von Ackerbau und Viehzucht vorherrschend.Zwar gehen die Wurzeln der Tierzucht sowohl 23), als auch des Pflanzenbaues 24) sicher¬ lich auf die Altsteinzeit zurück. Von einem vollentwickelten Bauerntum, also der Vereinigung von Ackerbau und Viehzucht zu einer eigenen Wirtschaftsform, kann man aber erst seit der jüngeren Steinzeit sprechen. 1. Vollneolithikum In den Donauländern war bereits im älteren Abschnitt der jüngeren Stein¬ zeit, im sogenannten Vollneolithikum, eine Bauernkultur verbreitet, die man als donauländische Kultur, oder nach den bandartigen Verzierungen der Keramik als bandkeramische Kultur bezeichnet. Die Bandkeramik tritt in Österreich in zwei Gattungen auf, als Linearkeramik und als bemalte Keramit oder Lengyelkultur. Bei uns in Oberösterreich ist von Tongefäßen der bandkera¬ mischen Kultur bisher leider nur sehr wenig zutage gekommen. Es können nur die Bruchstücke dreier Fußschalen genannt werden, die alle aus dem Mühlviertel stammen. Ein Stück wurde in der Ortschaft Luftenberg 25), die zwei anderen in der Ziegelei Hammer in Lungitz 26) gefunden. Da an dem letzteren Fundplatz auch eine Herdstelle, Steinbeile und andere Funde zum Vorschein kamen, so darf man hier wohl mit einer jungsteinzeitlichen Siedlungsstelle rechnen. Diese muß der Stufe der bemalten Keramik zugerechnet werden, da die Fußschalen für diese Stufe be¬ sonders kennzeichnend sind (Abb. 6). Sonst ist die bandkeramische Kultur in Oberösterreich nur durch Steingeräte vertreten, die sowohl nördlich als auch südlich der Donau vorkommen. An Formen sinden sich die für diese Kultur typischen Geräte. Besonders charakteristisch sind die länglichen, einseitig gewölbten Schuhleistenkeile (Abb. 7, 8, 9). Sie dienten viel¬ leicht dem Hackbau und waren dann quergeschäftet, wahrscheinlich aber haben wir 22) L. Franz, Stufen urgeschichtlicher Wirtschaft, Forschungen und Fortschritte 17 (1941) S. 380 — 381. 23) L. Franz, Wirtschaftsformen der Vorzeit (1943), S. 29—35. — F. Stegmann v. Pritzwald, Die Gewinnung der Haustiere, Forschungen und Fortschritte 10 (1934) S. 12 —14. 24) W. v. Stokar, Die Getreidefrage im Paläolithikum. Quartär II (Berlin 1939) S. 101 — 108. 25) E. Theuer, Urgeschichte Oberösterreichs, Tafel I, Fig. 1. 26) Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 1937 Heft 9 S. 222. 100

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