OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Kneidinger: Die Steinzeit Oberösterreichs im Ries bei Nördlingen 18) nachgewiesen. Diese Fundstellen bezeichnen daher möglicherweise die Stationen der Ost - West - Wanderung des Aurignaciens von Niederösterreich nach Westeuropa. Oberösterreich hat dabei vielleicht die Rolle eines Durchgangslandes gespielt, denn das geringe Fundmaterial rechtfertigt nicht die Annahme einer länger dauernden oder dichteren Besiedlung durch den Eis¬ zeitmenschen. Bei Mauthausen wurden um 1900 in dem Löß, der über dem Heinrichsbruch lagerte, in etwa 8 m Tiefe Mammutknochen, ein Feuersteinknollen und eine Reihe von Feuersteingeräten gefunden. Der Feuersteinknollen (Abb. 1) hat eine starke Ver¬ witterungsrinde und ist auf einer Seite abgespalten, was augenscheinlich auf das Abschlagen von Feuersteinklingen von dem Knollen zurückzuführen ist. Die übrigen Feuersteingeräte zeigen wenig typische Formen, nur eine Art rundlicher Hochkratzer (Abb. 2) und ein länglicher Kielkratzer (Abb. 3) sind kennzeichnender. Wir kennen solche Formen auch aus den mittleren Schichten von Willendorf und vom Hunds steig bei Krems. Daher dürfen wir den Fundplatz von Mauthausen, ebenso wie die genannten Fundplätze in Niederösterreich, mit größter Wahrscheinlichkeit dem voll entwickelten oder Hochaurignacien zuweisen. Der Mensch, der diese Geräte erzeugte und von dem jedenfalls auch der Feuersteinknollen, der bei den Mammutknochen gefunden wurde, herrührt, hat also zugleich mit dem Mammut gelebt und vielleicht auf dieses Jagd gemacht. Dafür scheint auch die Tatsache zu sprechen, daß die Mammutreste einem älteren und einem jüngeren Tiere angehören. Auf jüngere Tiere aber machte man mit Vorliebe Jagd, wobei man allerdings auch oft einen Angriff des Muttertieres mit in Kauf nehmen mußte 19). Leider sind die Fund¬ umstände des Platzes zu unsicher, um weitergehende Schlüsse zu erlauben. Der zweite jungpaláolithische Fundplatz in Oberösterreich lag in der Lehm¬ grube der Ziegelei Reisetbauer in Waldegg. Hier fand man im Jahre 1931 sechs Meter tief im Löß einen Schaber aus Hornstein, der neben einem Bisonknochen lag. Der Platz lieferte übrigens auch noch die Reste anderer eiszeitlicher Tiere, dorunter solche vom Mammut und Nen. Die Fundstelle gehört daher sicherlich in die letzte Eiszeit, wenn auch die Zuweisung zu einer bestimmten Kulturstufe nach dem Hornsteingerät allein wohl nicht möglich ist. Was sonst in Oberösterreich noch von Funden, die angeblich der Eiszeit an¬ gehören sollen, bekannt wurde 20), konnte einer strengeren Kritik nicht standhalten und muß daher hier ausscheiden. Auch Funde aus späteren eiszeitlichen Perioden, wie sie in Niederösterreich vorliegen (Gudenushöhle im Kremstal) 21), wurden in unserem Lande bisher nicht gemacht. 18) F. Birkner, Ur- und Vorzeit Bayerns (München 1936), G. 34. 19) K. Lindner, Die Jagd der Vorzeit, Geschichte des deutschen Weidwerks Bd 1 (Berlin und Leipzig 1937). 22) K. Willvonseder, Oberösterreich in der Urzeit, S. 10. 2) H. Obermaier und H. Breuil, Die Gudenushöhle in Niederösterreich, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien Bd 38 (1908) S. 277—294. 99

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