OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter lichen Mahnungen Zibermayrs im Dienste der Wissenschaft und Archivpflege zurückzuführen ist. Die volle Entfaltung hat aber das oberösterreichische Landesarchiv erst nach 1918 genommen, als die geänderten staatsrechtlichen Verhältnisse verschiedene Hemmnisse beseitigten, die den Weg zum Zentralarchiv des Landes bis dahin versperrt hatten. Auf die Einzelheiten dieser Entwicklung braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden. Sie hat uns Zibermayr selbst in seiner Arbeit über das Landesarchiv dargestellt, deren Erscheinen in dritter Auflage bevorsteht. Wohl muß uns aber diese Arbeit als solche vom Standpunkt der allgemeinen Betrachtung des österreichischen Archivwesens besonders interessieren. Sie ist mehr als eine bloße Geschichte des Landesarchivs. Wie schon der Untertitel sagt, will sie „ein Bild der Entwicklung des heimatlichen Schriftwesens und der Landes geschichte“ geben. Damit wird die Geschichte des Archivwesens des Landes ob der Enns eingeordnet in weitere Zusammenhänge, die nur ein Landeshistoriograph, wie solche seinerzeit im Dienste der Stände wirkten, zu überblicken vermag, ein Mann, der aufs tiefste vertraut ist mit dem Quellenstoff, der nicht nur durch eigene selbständige Untersuchungen den ganzen Fragenkreis kritisch beherrscht, dessen Gesichtskreis nicht beschränkt ist auf die Grenzen seines eigenen Heimat¬ landes, der uns besonders auch in seiner Geschichte des oberösterreichischen Museal¬ vereines durch eine weitausgreifende Überschau auch die Spuren allgemeiner geistiger Entwicklungen und ihrer Auswirkungen verfolgen läßt. So sollte, so müßte man österreichische Archivgeschichte schreiben, Voraus setzung wäre allerdings, daß auch andere Länderarchive in ähnlich umfassender Weise ihre Entwicklung darstellen würden. Wer aber Einblick bekommen will in die Sorgen und Mühen des Alltags der Berufsarbeit des Archivars, wer sich an Erfolgen mitfreuen und aus Fehlschlägen lernen will, der möge zu den Tätigkeits berichten greifen, die Zibermayr Jahr für Jahr seiner vorgesetzten Dienststelle erstattet hat und die dankenswerterweise auch im Druck veröffentlicht sind. Der moderne archivwissenschaftliche Grundsatz, die Ordnung und Verzeichnung der Bestände auf der Geschichte des Archivs und seiner einzelnen Teile aufzu¬ bauen, wurde von Zibermayr schon zu einer Zeit gehandhabt, als man ander¬ wärts noch weit entfernt davon war und internationale Erörterungen darüber wie auf dem Archivtag von Brüssel 1910, noch nicht stattgefunden hatten. So hat er uns die Geschichte und den Aufbau des im oberösterreichischen Landes¬ urchiv verwahrten Schlüsselberger Archivs, eines Adelsarchivs besonderer Prä¬ gung, erschlossen und uns später auch über die näheren Umstände bei der Flüchtung des alten landschaftlichen Archivs in der Franzosenzeit unterrichtet. Auch den verschlungenen Pfaden der Entwicklung des Musealarchivs ist er mit Erfolg nachgegangen. All das muß hervorgehoben und nachdrücklich unterstrichen werden, weil daraus hervorgeht, wie hoch die Bedeutung Zibermayrs auch für archivtheoretische Fragen einzuschätzen ist. Wohl hat, wie erwähnt, auch Redlich am Institut ein 138

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