OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Nur wenige Bücher sind in der Studienbiblio¬ Landesgalerie; die Umwelt Stifters in Ober¬ thek aufgetaucht, wohin auch die Leihbücherei österreich (Persönlichkeiten, Theater, Verlags¬ des Oberösterreichischen Volksbildungsvereines wesen und Presse, kulturelle Vereinigungen, das gelangte. Linzer Stadtbild) werden lebendig. So steht Bisher unauffindbar blieb die umfangreiche diese Ausstellung unter dem Gesichtspunkt der Bücherei des Staatlichen Volks Ganzheitsschau, den das Landesmuseum auch in seinen künftigen Hauptausstellungen anstreben bildungsreferates, ein von Dr. Depiny wird. Der bemerkenswert reiche Bestand der einst mühsam aufgebautes Werk. Daß der Ausstellung, insgesamt 559 Stücke (davon aus politische Umsturz des Jahres 1938 wertvolle dem Besitz des Landesmuseums 344, der Städ¬ Pfarrbüchereien vernichtet oder in alle Wind¬ tischen Sammlungen Linz 73, aus sonstigem zerstreut hat, ist eine bekannte Tatsache. Eine öffentlichen und privaten Besitz in Oberöster¬ sehr erfreuliche Entwicklung haben die Volks¬ reich 103, aus dem Besitz der Wiener Stifter¬ bibliotheken in den letzten Jahren ge¬ Gesellschaft 39) ist in einem ausführlichen Ka¬ nommen. Während im Jahre 1945 insgesamt talog sorgfältig festgehalten. 143 Gemeindebüchereien tätig waren, läßt sich 1947 bereits wieder in 113 Pfarr- und 133 Gemeindebüchereien reges geistiges Leben ver¬ folgen. Im Vergleich zu den großen Verlusten, die reichsdeutsche und einige österreichische Biblio¬ theken erlitten, hat über den in Oberösterreich vorhandenen wissenschaftlichen Büchereien ein verhältnismäßig günstiges Geschick gewaltet Dieses Kulturgut der Heimat zu erhalten, ist eine vaterländische Pflicht. Im Zeichen Adalbert Stifters Das Adalbert Stifter-Jahr 1948 bring neben dem Gedächtnis an den Tod des Dichters vor achtzig Jahren auch zwei vor allem Ober¬ österreich angehende Stifter-Gedenktage: vor hundertdreißig Jahren ist Stifter als Krems¬ münsterer Student zum ersten Male nach Ober¬ österreich gekommen, um hier die Grundlagen seiner Bildung zu empfangen, vor hundert Jahren hat er Linz zu seinem ständigen Wohn¬ sitz und damit Oberösterreich zu seiner zweiten Heimat gewählt. Diese persönlichen Beziehungen Stifters zu Oberösterreich treten in der am 17. April eröffneten Adalbert Stifter¬ Gedächtnisausstellung des oberöster¬ reichischen Landesmuseums eindrucksvoll hervor Neben der Persönlichkeit des Dichters und seinem künstlerischen Werk kommt auch seine noch viel zu wenig gewürdigte Bedeutung als geistig führende Persönlichkeit Oberösterreichs zur Geltung, Stifters Wirken als Schulmann, Denkmalpfleger, Förderer des Linzer Kunst¬ lebens und Begründer der Oberösterreichischen 90 Um Werk und Persönlichkeit Stifters ins¬ besondere unserer Jugend nahezubringen, veranstaltete das Landesmuseum Einführungen in die Ausstellung, an denen dank der vorbild¬ lichen Mitarbeit des Linzer Stadtschulrates 350 Lehrer und Lehrerinnen der Linzer Haupt- und Volksschulen teilnahmen; sie führten anschließend selbst rund 3000 Schü¬ ler und Schülerinnen durch die Ausstellung. Das Landesmuseum gab auch die Anregung, das Erlebnis des Ausstellungsbesuches möge als Aufsatzgegenstand gewählt werden. Als ein weiterer Ertrag der Ausstellung ist der über Anregung des Landesmuseums ge¬ faßte Beschluß des Linzer Stadtrates zu ver¬ zeichnen, im Wohn- und Sterbehaus Stifters in Linz nach der Behebung der Wohnungsnot ein Stifter-Museum und damit eine dauernde Pflegestätte des Stifter-Erbes zu schaffen. Dieser Beschluß trägt der Tatsache Rechnung, daß Linz nunmehr berufen ist, die Aufgaben Oberplans im Dienste der Stifter¬ Pflege zu übernehmen. Diesem Zweck soll auch die in Aussicht genommene Gründung einer Stifter-Gesellschaft in Linz dienen, ferner die vom Landesmuseum aufgenommene Verbindung mit den aus Stifters Heimat nach Oberösterreich übersiedelten Böhmerwäldlern, die dazu beitragen wird, heimatlos gewor¬ denen Besitz an Stifter-Erinnerungen recht¬ zeitig für das künftige „Adalbert Stifter¬ Haus" in Linz zu sammeln und zu sichern.

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