OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Berichte Schwere Prüfungen brachten über die ober geführten Transporten einige Verluste einge¬ österreichischen Stifte die Verfügungen der na¬ treten sind. tionalsozialistischen Machthaber. Kremsmünster, Unsere Heimat besitzt nur wenige bedeuten¬ St. Florian, Schlägl und Wilhering gingen dere Schloßbibliotheken. Eine reich¬ 1941 in das Eigentum des damaligen Gaues liche Anzahl seltener Codices und Druckwerke Oberdonau über, Lambach wurde Reichsbesitz. besaß die Starhemberg'sche Bibliothek in Efer¬ Diese gewaltsamen Veränderungen haben den Bestand der Klosterbibliotheken nachhaltig be¬ einflußt. Es war noch ein Glück, daß deren Verwaltung und Betreuung das neu errichtete Historische Forschungsinstitut in St. Florian übernahm, das manchen Zugriffen von aus wärts zu begegnen suchte. Dresden und Mün¬ chen verfolgten ursprünglich den Plan, die künstlerisch und wissenschaftlich hervorragend¬ sten Handschriften oberösterreichischer Kloster bibliotheken in die Kunstbücherei Hitlers einzu¬ reihen; glücklicherweise konnte dieser Plan nich verwirklicht werden. Im Kriege begann ein großes Herumwan¬ dern ausgesuchter Bibliotheksstücke. Die reich haltigen Bestände an Handschriften und In¬ kunabeln, die sich im Stifte Lambach befanden, kamen 1941 nach St. Florian, wohin ein Jahr später die 300 Wiegendrucke des Klosters Schlägl überführt wurden. Ein Opfer der stür¬ mischen Zeiten wurde die ungefähr 10.000 Bände umfassende Bücherei des Trappisten¬ klosters Engelszell, deren Bestände zum Teil an die damals gaueigenen Büchereien kamen; die theologischen Werke wurden verkauft. Als die Bibliotheksräume des Stiftes Lambach einer Nationalpolitischen Anstalt zur Benüt zung überlassen werden mußten, vernichteten bei den Umräumungsarbeiten ungestüme Jungen auch Bücher. Im Zuge der großen Bergungsaktionen, die zum Schutze der Kulturschätze gegen Luft¬ angriffe vorgenommen wurden, ließ das Histo¬ rische Forschungsinstitut in den Jahren 1943 und 1944 kostbare Handschriften und Druck¬ werke, darunter den berühmten Coder millena rius von Kremsmünster, in die Bergwerks¬ stollen von Alt-Aussee und Laufen bei Ischl schaffen. Dank der Unterstützung seitens der Amerikaner sind die Ordenshäuser heute wie der im Besitze ihres alten Kunstgutes und der Bibliotheksbestände. Es ist allerdings zu be¬ fürchten, daß bei den zahlreichen Verlagerungen und den unter schwierigen Verhältnissen durch¬ ding, die bereits im Jahre 1886 an die Preu¬ ßische Staatsbibliothek in Berlin verkauft wurde. Alle Gefahren des Krieges hat die an¬ sehnliche Bücherei im alten Steyrer Schloß der Lamberge gut überstanden. Sie ist heute Eigentum des Landes Oberösterreich und be¬ findet sich in guter Obhut. Im Schlosse des ehemaligen Herzogs von Cumberland zu Gmunden wird ein einzigartiger Bücherschatz verwahrt, über dessen Reichhaltigkeit ein vier¬ bändiger Katalog (gedruckt 1911—14) Auf¬ schluß gibt. Auch dieser Bestand ist unversehrt erhalten geblieben. Eine ganz auserlesene Fachbücherei für Geschichte und historische Hilfswissen¬ schaften (16.000 Bände), die alle Kriegswirren überstanden hat, besitzt das oberösterreichische Landesarchiv. Nach Auflassung des Historischen Forschungsinstitutes in St. Florian hat sie einen reichen Bücherzuwachs erhalten. Die rund 55.000 Bände zählende Bibliothek des Landesmuseums mit einem großen Zeitschriftenschatz hat nur ganz geringe Ein¬ bußen erlitten. Opfer des Krieges sind die Handbüchereien der Handelskammer und der einstigen Göring¬ Werke geworden, die über eine heute nicht mehr ersetzbare Fachliteratur verfügten. Noch völlig ungeklärt ist das Verschwinden der Bibliothek des Buchdrucker- und Schriftgießer-Vereins Oberöster¬ reichs. In jahrzehntelanger Arbeit haben die Jünger der schwarzen Kunst in ihrem Linzer Vereinsheim beim „Goldenen Hirschen“ eine Bücherei von 15.000 Bänden zusammen¬ gebracht, die seltene alte Druckwerke enthielt und sorgsam gehütet wurde. Wohin sie nach der Beschlagnahme in der nationalsozialistischen Zeit geschafft wurde, konnte bis jetzt nicht fest¬ gestellt werden. Auch die vortrefflich ausge¬ stattete Bibliothek der Linzer Bücherstube in der Mozartstraße mit gediegenen Belehrungs¬ büchern und über 2000 wissenschaftlichen Werken erfuhr nach 1938 ein unbekanntes Schicksal. 89

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