OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde steiner (Rohrbach). Ein Bauer hatte kein Glück mehr in der Wirtschaft, fast drosch er nichts mehr aus. Ein „Ansprecher“ (Hexenmeister), den er befragte, riet ihm, er sollte, wenn ihn sein Nachbar wieder einmal frage, was er nächsten Tag dreschen wolle, etwas Unrichtiges angeben. Wirklich fand sich dann im gedroschenen Korn auch Leinsamen; der Nachbar war ein „Kornschwender“ (Krummau). Vorbeugung gegen den Bilwis: Weihwasser aufs Feld sprengen (Ried i. R.) und zwar am Östermontag, oder Knochen von geweihtem Fleisch au einem Stock dort aufstecken (Grein); am Gründonnerstag mit Gebet Weihwasser aufs Feld sprengen und Palmbuschen mit Flascherln voll Weihwasser ausstecken oder auf einem hohen Stecken einen Büschel Widritot (Eberwurz) —auch gegen Hagel, Taubrand, Getreideumfall und daß nächtens der Teufel nicht Drill säe am Sonnwendtag vor Sonnenaufgang ins Feld stecken; die Kühe an diesem Tag vor Sonnenaufgang melken, sonst gehört alles dem Bilwis (Linden); um den Palmbuschen herum wird, in ein Tüchel eingeschlagen, kranzförmig etwas Getreide gelegt 10); „in Gottesnamen“ das Säen beginnen, Kreuzzeichen machen, zugleich Schutz gegen den Saatteufel (Perg); Palmbesen einstecken (Zell; Krummau), oder ein Haferbürdel im Rauchfang selchen (Unterweißenbach); Garben oder eine Jause auf dem Feld lassen, damit der Bilwis eine Mahlzeit hat (Rainbach); am Kar¬ freitag drei Kreuze aus starken Weidenruten mit den am Palmsonntag geweihten „Palmen“ in die Saat stecken, die man dann auch noch mit Weihwasser besprengt (Krummau); vor der Ernte Tannengrasset dreschen wie Korn (St. Martin i. M.); am Palmsonntag drei Kornstöcke ausgraben, weihen und wieder einsetzen (Rohr bach); am Sonnwendtag darf vor 6 Uhr niemand mit Sense oder Sichel ins Feld gehen (Gramastetten). Gegenzauber, wenn der Bilwis schon geschnitten hat: Die erste Fuhre nach rückwärts einführen (Selker), wobei die Zugtiere an die Landwied gespannt werden (Allerheiligen, Ried i. R.), damit der Korngeist nicht mit ins Haus kommt, sonst müßte man ihn das ganze Jahr mit erhalten (Ober¬ neukirchen), oder man hätte das ganze Jahr Fichten- oder Tannennadeln unter den Körnern (St. Martin); den Feldrand mit Weihwasser besprengen; dann fährt der Bilwis, wieder einen Gang hinterlassend, aus; die verdorbenen Ähren ab¬ schneiden und mit Weihwasser besprengen, den Wagen, auf dem sie liegen, ver¬ kehrt einführen (Thurmplanles); die verkohlten Halme auf einem begangenen Weg 10) Es handelt sich hier unverkennbar um eine Opfergabe. W. Peßler, Kult der letzten Garbe. Wachstums- und Schadengeister im Ackerfeld (Handbuch der Deutschen Volkskunde) führ die anderwärts üblichen Bräuche an: In Pommern um- oder überspringt man die letzte Garbe und nennt das einen „Vergodendeels-Struß“; man deutet dies „fro Godes“ teils auf Wode, teils auf „Frau Gode“, zutreffender aber wohl „für Gott einen Teil“. Ehemals soll man im Schaumburg-Lippeschen unter Sensengeklirr dreimal „Waul!“ oder „Wode!“ gerufen und Trunk auf die letzte Garbe gegossen haben. Im Mecklenburgschen gab man bei diesem Anlaß den Schnittern das „Wodebier“. Mancherorts läßt man in Norddeutschland die letzte Garbe für die „Kornmutter“ oder die „Salige“, in Westdeutschland für „Ode“ stehen. Noch im 19. Jahrhundert fielen die Thüringer Schnitter vor der letzten Garbe mit dem Ruf „Der Alte! Der Alte!“ nieder, küßten sie und trugen sie ins Haus des Bauern mit dem Spruch „Nehmet den Alten wohl in Acht, er wird Euch behüten Tag und Nacht!“ Im Schlesischen verbuk man das Mehl aus der letzten Garbe zu Brot von besonderer Heilwirkung. In Ostpreußen hing man unter die letzte, dickere Garbe neun kleine (Fruchtbarkeitsopfer). Auf Wollin macht man aus dem letzten Halm ein „Muddernäske“ für die „Kornmutter“, in der Gegend von Tirschenreuth legt oder hängt man unter den kreuzförmig gebundenen letzten Halm ein Stück Brot für das „Treumandl“, im Böhmer- und Bayernwald für die „Holzfrau“; also teils Dank-, teils Versöhnungsopfer. 59

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