OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter storbenen Dienstmagd Marie Ortner Schnitter einen solchen „Durchschnitt"; am übernächsten Tag trotz angeblich „schönen“ Wetters einen zweiten, im Lauf der Woche noch einen dritten. Diese Schnitte verliefen nicht ganz bis zum Feldrand, die Halme waren wie abgebrannt. Die nun schon verstorbene Antonie Pichler (Vierling bei Nohrbach) sah selbst im Juli 1898 einen solchen „Herenschnitt“, Marie Dorfner, „Ruckerbauer“, je einen 1872 und 1916 (Rohrbach). Die Gro߬ mutter des Holnsteiner in Berg bei Rohrbach sah je einmal einen solchen Schnitt in Perlesreith und in Gumpenberg und ihr Großvater brachte das mit Hexen in Verbindung. Auf dem einen Feld soll sich wiederholt ein solcher Schnitt ereignet haben, einmal bis in einen Erdäpfelacker auslaufend. Eine bei der Umfrage gerade anwesende Südtirolerin bemerkt übrigens, daß man solche Erscheinungen in ihrer Heimat „Bilmas“ nenne und gleichfalls Hexen zuschreibe. In der Jugend des 75 jährigen Ausnahmsbauern Franz Gabriel (Aigen, 3. 3. 41) ist ein solcher Schnitt beim Ederhof in Niederkramel und das Jahr darauf beim Höllerhof in Exenschlag bei Peilstein vorgekommen; 1938 beim Obergaisberger, 1940 beim Holzer auf der Obern Straß je ein solcher Schnitt (Gemeinde Münzbach). Ein 50 jähriger Bauer in Leopoldschlag, der am Johannistag das Feld mit Weih¬ wasser besprengen wollte, fand zu seinem Staunen schon einen solchen „Gang" von etwa 150 m Länge vor, in dem die Halme ungefähr 5 cm hoch scharf-schräg abge¬ trennt und nicht verfärbt waren, weshalb er an Blitz nicht glauben könne. Von einem uralten, um 1800 geborenen Bauer in Damreith bei Haslach ist überliefert, daß ein von ihm mit der Rotas-Formel abgewehrter Unhold doch noch mit seinem Feuerschweif einen „Durischnitt“ im Feld verursachte. Als ein Bauer in Perneck bei Oberplan, mit seinem Nachbarn verfeindet, in seinem Feld einen solchen Gang bemerkte, bezichtigte er jenen; die Sache kam vors Gericht, das die Gänge als „vom bösen Geist“ gemacht bezeichnet haben soll. Das ganze Feld ist verhert (St. Martin i. M.); auf dem Steig wächst ein Kraut, das Bilwis heißt (Christianberg); der Besitzer des Feldes und jeder, der über den Schnitt mäht, bekommt den Herenschuß oder Hexenstich, den nur eine Here wieder heilen kann (Gallneukirchen); neidische Bauern sucht der Bilwis heim, daher ist ein solcher Gang im Felde Schande (Reichenthal; Krummau), oder Un¬ redliche (Krummau), oder Hartherzige (Aigen); verursacht Erschrecken (Krummau). Begegnung mit dem Bilwis: Ein heimgehender Strohdecker sah eine nackte Hexe im Korn sicheln, die ihn auf die Frage nach ihrem Tun mit der Sichel bedrohte, verfolgte und die Sichel in die Haustür, die er eben noch hinter sich schließen konnte, so heftig warf, daß sie nimmer herauszuziehen war (Sandl). Als man die Partensteiner Hexe eines solchen Durchbrandes bezichtigte, verlangten die Bauern von ihr unter Androhung von Martern die Ähren zurück; nur der Pfarrer konnte sie retten (Nohrbach). Ein Bauer aus Perneck traf beim Schnitt den schwarzen Hund. Die zusammenlaufenden Leute erkannten in ihm einen Mann aus dem Dorf, der sich verwandelt hatte. Als er starb, schrie er „Auah!“, da war die Stube hell; als er still wurde, ward es dunkel und die Decke brach über ihm ein; zugleich war auch im Feld der Schnitt wieder verschwunden (Malm). Der Besitzer des Feldes ist mit dem Bösen im Bunde (Oberplan). Ein Bauer traf ein ver¬ hutzeltes Weib in einem Feld: „Wann du net an Zwickl Brot im Sack hättst, so war's um di gschehn!“ rief sie und war verschwunden (Naarn). Eine solche Here wurde verbrannt, ihre Tochter zur Ader gelassen (Saxen). Die Tochter des Bauern zu Sprinzenstein, der sich bei Altenhofen angekauft hatte, konnte im Traume fern¬ sehen, weil sie an einem Sonntag bei Neumond geboren war; so meldete sie ihrem Vater die zwei schwarzen Männer beim Bilwis-Schneiden im Acker des Pern¬ 58

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