OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Sommertagen (Höritz), als Irrlicht durchs Feld abhausender Bauern (St. Os¬ wald b. F.); geht durchs Feld (Gramastetten), nachts (Goldwörth), schneidet sich dabei die besten Halme aus (Unterweißenbach); zieht die Ähren zu sich unter die Erde (St. Oswald b. F.); brennt das Getreide aus (Freistadt); beißt es ab (Ober¬ plan), und zwar mit langen Zähnen (Pregarten), in schmalen Steigen bei nei¬ dischen Bauern (Krummau); verhert das Feld (Ulrichsberg; Oberplan), wobei die Here mitten im Feld sitzt (Thurmplanes), oder an Kreuzwegen (Allerheiligen, Zell) und bei Bildstöcken, besonders beim Ofner-Kreuz 2) (Tragwein); Hagelwetter in einem Häfen sprudelnd (Saxen); als Teufel mit scharfgeschliffenem Huf durchs Feld in schwüler Sommernacht fahrend (Höritz); wagt sich ausnahmsweise durch das ihm sonst, weil heilig, nicht zugängliche Korn (Eidenberg); oder treibt den Schaden in der Johannisnacht oder während des Gottesdienstes; bleibt ein Säe¬ tuch liegen, so rafft der Bilwis die ganze Ernte hinein; als wilde Jagd (Krummau); hinter Schwarzwild oder Haustieren um Mitternacht fährt der Bil¬ wis einher (Reichenau). Aussehen des Korngeistes: Ganz schwarz in zerlumpter Kleidung (Allerheiligen); verhutzeltes Weiblein (Naarn); altes Weib mit vorstehenden Zähnen und krummer Nase (Rohrbach); zerrauftes altes Weib in hochgeschürztem, zerfetztem Gewand (Freistadt); nacktes Weib, sichelnd (Sandl); schwarzer Mann einen zweiten mit einem Sack auf dem Rücken an einer Kette nachführend, der das Korn mäht (Rohrbach); schwarzer Hund, zickzacklaufend (Malm); der Bilwis ist ein taubengrauer, scheuer Vogel (Kerschbaum), ein zaundürres Gespenst (Ober¬ plan), ein Knäuel mit großem Kopf (Oberplan). Absicht und Wirkung des Bilwis-Schnittes: Dem Bauern zu schaden (Sandl); Vorzeichen von Unglück für den Hof (Dimbach; Nainbach Selker, Zwettl; Krummau); eines Todesfalles in der Familie (Grein, Linden; Oberplan) noch im selben Jahr (Ulrichsberg), wo nicht gar Krieg und Pest, wes¬ halb beim Bekanntwerden solcher Schnitte jedesmal allgemeine Aufregung herrschte (Tragwein); wenn man den Bilwis-Vogel einmal schreien hört: Unglück, Hungers¬ not (Kerschbaum); das ganze Feld gehört dem Geist (Saxen), mindestens ein guter Teil (Oberneukirchen, Selker, Zell), oder doch die Ähren auf dem Steig (Rain¬ bach); die Hühner legen kipfliche Eier (Rainbach); der Steig läuft auf einen vier¬ eckigen Platz aus, auf dem ein halbes Ei liegt (Zwettl); Getreide bei solchem Steig läßt sich nicht dreschen (Larndorf); das ganze Jahr wird das Korn zu knapp, da der Bilwis mitzehrt (Götzendorf). Einige besonders bestimmt gehaltene Aussagen seien mit namhaften An¬ gaben erwähnt: In der Heimat seiner Mutter (geb. 1848) habe sich zu ihrer Jugendzeit laut ihrer Erzählung der Fall eines Bilwis-Schnittes ereignet; gerade durch das Kornfeld hindurch, auf kaum Handbreite, seien die Ähren in etwa 7 cm Höhe wie abgeschnitten, die stehengebliebenen Stoppeln wie gesengt gewesen (Häusler Franz Grömer, Kammerschlag 13, Gemeinde Eidenberg, 20. 2. 1941) Bei einem Bauern in Wieshof, Gemeinde Gramastetten, fanden Schnitter vor etwa 30 Jahren einen solchen, durchs ganze Feld mit einigen noch schmäleren Ver¬ ästelungen sich ziehenden ausgebrannten, handbreiten Steig (Bauer Johann Ratzenböck, Eidenberg 13, 66 Jahre, 21. 2. 1941). In der Gemeinde Gramastetten Beim ereigneten sich innerhalb der letzten 40 Jahre vier solche „Durchschnitte“. „Pernsteiner“ in Altenhofen fanden vor etwa 50 Jahren laut Überlieferung der damals dort bediensteten, aus Graben bei Lembach stammenden, nun schon ver¬ *) Ein seit dem letzten Hexenprozeß gegen die „Wagenlehnerin“ noch heute berüchtigtes Steinkreuz an der Grenze zwischen den Gemeinden Zell und Allerheiligen.

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