OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Berichte Hall, das Künstlertheater Bad Aussee und Salz¬ gemeinschaft von prominenten Schauspielern aus der Theater- und Filmwelt, zu der unter burger und Wiener Ensembles. Künstler mit berühmten Namen, wie Paul Hörbiger, Hans anderen Siegfried Breuer, Fritz Diestel, Agnes Moser, Johannes Heesters, Magda Schneider, Esterházy, Rudi Gfaller, Paul Kemp, Theo Lingen, Ursula Lingen und Jakob Tiedtke ge¬ kamen, wohl zum Teil angelockt durch die gün¬ stigeren Verpflegungsmöglichkeiten der alten hörten. Dieses Ensemble spielte zuerst in Bad Bauernstadt, nach Wels. Ischl, dann in Gmunden, Linz, Wels, Bad Hall und in vielen anderen Orten Oberösterreichs, Nach dem Zusammenbruch Wollmarkers aber auch in Steiermark, Kärnten und Salz¬ wurde im Oktober 1946 das Linzer Landes¬ burg bis zum Sommer 1946 in ungefähr theater mit der Führung des Welser Theaters 380 Vorstellungen vor ungefähr 140.000 Zu¬ betraut. Der Linzer Intendant Viktor Pruscha schauern. Das Repertoire umfaßte vor allem engagierte daraufhin den früheren Theaterdirek¬ Unterhaltungsstücke. Es wurden folgende Stücke tor Max Höller als Leiter des Welser Filial¬ betriebes. Mitte November 1946 begann Höller mit ungeeigneten Kräften, die er aus Wien herbeigeholt hatte, zu spielen, mußte aber be¬ reits Ende November 1946 sein Unternehmen aufgeben, worauf Pruscha sein Welser En¬ semble wieder aufließ. Daraufhin betraute die Stadtgemeinde die Welser Theaterunterneh¬ mung Golger mit der Leitung des Stadt¬ theaters in der Volksfesthalle. Golger hat ein eigenes Bauernstück-Ensemble, bestreitet den Theaterbetrieb aber auch hauptsächlich mit Gast¬ spielen fremder Ensembles. Das Linzer Lan¬ destheater hat im Jahr 1947 diese Möglichkeit viel zu wenig ausgenützt (22 Aufführungen in der Spielzeit 1946/47 gegenüber 42 Vorstellun¬ gen des Stadttheaters Braunau in Wels!). Erst wenn nach der Eröffnung des im Zen¬ trum der Stadt gelegenen, wieder aufgebauten Theaters, dessen Bühnenausmaße den Einbau der vollständigen Dekorationen des Landesthea¬ ters ermöglichen werden, die alte regelmäßige Spielgemeinschaft zwischen Linz und Wels wieder aufgenommen werden kann, wird das Welser Theaterleben wieder eine ausgeglichene künstlerische Entwicklung nehmen. Künstlergemeinschaft Bad Ischl Ein bezeichnendes Beispiel für die zu Beginn dieses Berichtes geschilderten besonderen Ver¬ hältnisse in Oberösterreich unmittelbar nach dem Kriegsende gibt uns eine Theaterunternehmung von Schauspielern, die sich vor Kriegsende, aus den verschiedensten Richtungen kommend, in Bad Ischl niedergelassen hatten. Dort bildete sich schon im Mai 1945 unter der Leitung des Theaterregisseurs Friedrich Freih. v. Rüdt die „Künstlergemeinschaft Bad Ischl“, eine Spiel¬ gespielt: „Charleys Tante", Komödie von Brandon Thomas (78); „Spiel im Schloß", Komödie von Franz Molnar (59); „Der ver¬ kaufte Großvater", Bauernkomödie von Anton Hamik (Franz Streicher) (23); „Unterwelt", Kriminal-Groteske von Franz Molnar (Urauf¬ führung) (5); „Der keusche Lebemann", Schwank von Franz Arnold und Ernst Bach (52); „Der Mustergatte“, Schwank von Avery Hopwood (22); „Hokuspokus", Komödie von Curt Goetz (13); „Arm wie eine Kirchenmaus", Lustspiel von Ladislaus Fodor (28); „Der ge¬ stiefelte Kater", Märchen nach Tieck von Franz Pühringer (8); „Straßenmusik“, Volksstück von Saßmann-Schurek (15); „Frischer Wind aus dem Salzkammergut“, Posse mit Musik von Carl Bretschneider und Rudi Gfaller (25). Seit Herbst 1946 haben sich die meisten Mit¬ glieder dieser Spielgemeinschaft in alle Winde zerstreut. Die Prominenten spielen wieder in den Filmateliers und Theatern der Großstädte. Nichtsdestoweniger verdient diese Künstlerge¬ meinschaft Bad Ischl, deren Ruf zur Zeit ihres Bestehens weit über die Grenzen Oberöster¬ reichs hinausdrang, in der oberösterreichischen Theatergeschichte einen besonderen Platz. Theater in Bad Aussee Auch in Bad Aussee, wo sich Rudolf Forster und einige andere prominente Schauspieler niederließen, hatte man nach Kriegsende ver¬ schiedene Theaterpläne, die jedoch nicht gleich in die Tat umgesetzt wurden. Im Herbst 1945 gründete Hans Unterkircher mit Ernst von Klip¬ stein und Lotte Koch die „Ausseer Kammer¬ spiele", die nach wenigen Monaten wieder von der Bildfläche verschwanden. 365

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