OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Heimatpflege Aus der Werkstatt der Heimatforschung Von Fl. Gmainer (Grein) Diese Zeilen wollen manchem Heimatforscher in seiner Arbeit Umwege ersparen; sie sollen ganz besonders für die Jungen, die freudig eintreten in die Reihe der Mitarbeiter der Heimat¬ forschung und Heimatbewegung, ein Handweiser sein. Vorerst Grundsätzliches über den (räumlichen) Begriff Heimat. Hier gilt: fassen wir den Begriff nicht zu eng! Unser Srtchen, und sei es auch eine Stadt, ist nicht „der Nabel der Welt“! Zum Begriff Heimat rechnen wir: 1. Den Heimatort. Er ist die kleinste Siedlungs- und Kulturgemeinschaft, auf dem Lande — durch Versippung — für viele auch Blutsgemeinschaft. 2. Darüber hinaus die Nachbarorte. Zu ihnen laufen Bindungen der Verwandtschaft, besonders aber der Wirtschaftsgemeinschaft. Kernpunkt dieser erweiterten Einheit ist eine Stadt oder ein führender Markt. So ist es heute, so war es seit Menschengedenken. 3. Das alte Verwaltungsgebiet, die „Herrschaft“. Sie überdeckt, überschneidet die früher genannten Einheiten. Die Herrschaft war durch Jahrhunderte die wichtigste und für unsere Vorfahren fast einzige Behörde; jeder und jede hatte mit ihr irgendwie zu tun — so wie wir Heutigen mit Gemeinde, Steueramt, Eichamt, Grundbuch, Bezirksgericht oder Bezirkshauptmannschaft. Das Arbeitsgebiet der Heimatforschung ist vielumfassend. Hier soll nur des geschichtlichen und volkskundlichen Teiles gedacht werden. So mancher mag am Anfange seiner Arbeit seufzen: „Von unserem Orte ist wirklich nichts da!“ Das mag auch so scheinen auf den ersten Blick; sobald du aber Schrifttum über die Nach¬ barorte in die Hand nimmst oder nach alten Herrschaftsbüchern greifst, beginnen mit einem Male die Quellen zu rauschen. Der Heimatort ist eben Glied einer Gemeinschaft. Drei Hauptarbeiten der Heimatforschung halten wir fest (zeitlich können sie nebeneinander¬ laufen): 1. Die Sammlung des Überlieferungsgutes (Aufzeichnung der Tradition) und des volkskundlichen Gutes (z. B. Sagen, Brauchtum, Volkskunst aller Art). 2. Das Durch¬ arbeiten dessen, was bereits über den Heimatort geschrieben worden ist, 3. endlich die eigene Forschung in den alten Schriften, die wir im Laufe dieser Abhandlung volksmäßig Urkunden nennen wollen, wiewohl dieser Ausdruck wissenschaftlich nur für eine gewisse Gruppe der alten Schriften gilt. 1. Die Sammlung des Überlieferungsgutes. Es sei hier gleich auf den bedeutungsvollen Abschnitt der letzten Vergangenheit hingewiesen: die Geschicke unserer engeren Heimat seit dem Jahre 1938, also Machtergreifung, zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit. Zeichnen wir sie auf! Mit wahrer Entdeckerfreude stürzen wir uns über anschauliche Berichte von Zeit¬ genossen aus den bewegten Zeiten der Franzosenkriege, des Dreißigjährigen Krieges, über leben¬ dige Schilderungen aus Pestzeiten — sollen nicht auch wir an die Kommenden denken? Was wird in 50, ja in 25 Jahren an Erinnerungen an unsere Zeit alles wieder wachgerufen werden! Aufzeichnungen der Tradition weiter zurück, aus Großväter- und Urgroßvätertagen: wollen wir warten, bis unsere Alten ins Grab steigen, sodaß wir oder unsere Nacharbeiter dann mühsam und aus langweiligen Papieren herauskratzen müssen, was jene uns so gern und lebendig und in reicher Fülle hätten berichten können, über Baugeschichtliches im Ort, Gewerbegeschichte, vom alten Boten-, Fuhrmanns-, Flößerwesen? Haben wir Bedacht auf die Sammlung alter Zeich nungen, Bilder, Photographien, die für die Geschichte des Ortsbildes oder trachtenkundlich von Bedeutung sind! Durch die eigene Forschung, z. B. in Grundbüchern, Matriken, können wir dann die Überlieferung überprüfen, etwa: kann diese Bildsäule wirklich eine Pestsäule, ein „Schwedenkreuz“ sein, ist der Flurname „Galgenluß“ wirklich ein geschichtliches Dokument 2. Die Durcharbeitung des Schrifttums über den Heimatort. Wo findet man dieses Schrifttum verzeichnet? In den Bibliographien zur Landeskunde Oberöster¬

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