OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Heimatpflege der Gewässer im Interesse der Fischerei, nicht zuletzt aber um den hohen, landschaftlichen Reiz kristallklarer Flüsse und Seen zu erhalten und schädliche Abwässer und Müll abzuwehren. Auch mässen die natürlichen Seeufer erhalten und die bebauten vor landfremden Neubauten geschützt werden. Im Seeuferschutzgesetze überschneiden sich die Interessen des Naturschutzes mit denen des Denkmalamtes, des Landesbauamtes und des Fremdenverkehrsverbandes besonders sinn¬ füllig; ist doch unser Land wie wenig andere berufen, eine ähnliche Bedeutung für den Fremden¬ verkehr zu gewinnen, wie die Schweiz. Dabei ist besonders erwägenswert, daß der gediegene „Fremde“ bei uns nicht wieder das internationale Einerlei übereleganter Hotels mit ihrem jeder wahren Erholung höchst abträglichen Getriebe sucht, sondern jene glückliche Vereinigung noch unversehrter Naturschönheit mit landesgemäßer Eigenart in Siedlung und Lebensform. Leider ist da — selbst in kleinen Landorten — vielen der Sinn dafür verlorengegangen; er muß wieder geweckt und das Bauwesen fach- und stilgerecht gelenkt werden, denn die Verantwortung kommen¬ den Geschlechtern gegenüber ist groß. Eine wesentliche Stütze erfährt die Wiedererweckung und Erstarkung einer auf gediegenen Überlieferungen aufgebauten heimatverbundenen Baugesinnung durch die Herausgabe einer oberösterreichischen Baufibel (Architekt Rudolf Heckl, Gmunden), die unter der Leitung des Herrn Landesbaudirektors Hofrat Siegharter und der Mitarbeit von Vertretern aller einschlägigen Gebiete bald erscheinen wird. Schwierig, aber durchaus nicht unmöglich ist es oft, die berechtigten Forderungen der Technik mit dem Landschaftsschutz in Einklang zu bringen, etwa bei Anlage eines Steinbruches, einer Umfahrungsstraße, einer Starkstromleitung oder eines Stausees. Schwere Eingriffe in die Landschaft sind in der Zeit steigender Brennstoffnot unabweislich geworden. Da gilt es die Form zu finden, die die Landschaft am wenigstens schädigt, z. B. durch möglichst unauffällige Trassen¬ führung, Auswahl entsprechender Isolatorenträger, bei Steinbrüchen durch Bevorzugung des Kulissenbaues, bei Stauseen durch eine möglichst natürliche Ufergestaltung. Wenn im Herbst das Gebirge unwirtlich wird und der Mischwald in allen Farben loht, beschränkt sich die Wanderung mehr auf das Vorland. Immer mehr lichtet sich die Flur und läß deutlicher als sonst jene Naturschöpfungen hervortreten, die wir als Naturdenkmale be sonders zu schützen wünschen. Das sind Einzelschöpfungen der Natur, alte oder seltene Bäume, Wasserfälle, Felsbildungen, deren Erhaltung wegen ihrer besonderen Schönheit, ihrer wissenschaft¬ lichen, heimat- oder volkskundlichen Bedeutung im allgemeinen Interesse liegt. Nach bisherigen Registrierungen besaß Oberösterreich gegen 800 solcher unbedingt erhaltungs¬ würdiger Naturgebilde, deren ideeller Wert manchem erst zum vollen Bewußtsein käme, wenn sie unwiederbringlich zerstört sind. Im Allgemeinen hält besonders der Bauer viel auf seinen alten „Hausbaum“ als erwünschten Wetterschutz und Unterstand. Er schätzt ihn auch aus natürlichem Schönheitsempfinden und Ehrfurcht vor diesen mächtigen Lebewesen, den ältesten Organismen des Landes (Dorflinde von St. Magdalena bei Linz, die 1160jährige Drillings linde von Kleinraming, die weit über tausend Jahre alten Eichen von Klamm). Oft knüpfen sich geschichtliche, im Volk verwurzelte Ereignisse an solche Naturdenkmale, wie an die Helm¬ brechtsquelle im Weilhart, die Flösserlinde von Kastenreith, die Gerichts¬ linde und den Brucknerbaum von Steyr, das Gräberfeld von Hallstatt, die „vorgeschicht¬ liche Waffenfabrik“ der Langensteiner Mauer in der Lausa und viele andere. Neben dem Schönheitswert ist oft der wissenschaftliche maßgebend, wie bei den vielumstrittenen Granit¬ blöcken des Buchdenkmales bei Großraming, dem „Gletschergarten“ im Echerntal, der schwimmenden Insel im Almsee, dem Pießlingursprung als der größten Steigquelle der Ostalpen, dem Ibmer Moor als dem größten Moorgelände von Österreich. Welche Anziehungskraft für den Fremdenverkehr die berühmten Dachstein höhlen gewinnen werden, dürfte schon der nächste Sommer erweisen. Dazu gehört natürlich auch eine stilgerechte Planung der Verkehrswege einschließlich der Seilbahnen usw. Geschützt ge¬ hören selbstverständlich auch malerische Schluchten, Klammen, Flußdurchbrüche, Wasserfälle, Felsentore und andere eigenartige, das Landschaftsbild belebende Felsformationen. Ferner be¬ dürfen einer fachmännischen Überwachung schöne alte Alleen oder Bestände seltener Gewächse, von 175

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