OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Wiedereinmal beweisen die Tatsachen die innige Beziehung zwischen Schönheit und höchster Zweckmäßigkeit. Diese finden wir auch in der altbewährten landesüblichen Bauweise der bäuerlichen Siedlungen von den prächtigen Einheitshöfen herab bis zu den ein¬ fachen Heustadeln und Bootshütten; sie bewährt sich auch in der glücklicherweise wieder auf¬ kommenden „biologischen Ufer- und Hangfestigung", welche die häßlichen und durchaus nicht so unbegrenzt haltbaren Betonmauern durch bodenständigen dichten Busch- und Baumwuchs ersetzt. Eine ganz besondere Schönheit unseres überwiegend bäuerlichen Landes besteht in der wohl größtenteils gefühlsmäßigen Einpassung der ländlichen Bauten in die Landschaft, von der landesüblichen Holzbrücke bis zum einfachen Steg und Gartenzaun. Hier arbeitet der Naturschutz mit dem Denkmalamt und dem Landesbauamt getreu einer schon jahrzehntelangen Gepflogenheit eng zusammen. Eine weitere gemeinschaftliche Arbeit ergibt sich von selbst mit der Forstwirtschaft, welche die klima- und landschaftsschädigenden Kahlschläge und die eintönige bodenschädigende Fichtenmonokultur verpönt un) die schönste und gegen Waldschädlinge widerstandsfähigste Wald¬ form, den Mischwald wieder möglichst zu fördern sucht. Wie formen- und farbenreich ist gegen¬ über dem traurigen „Stangenacker“ ohne Unterholz, Waldrand und Krautwuchs der unver¬ dorbene, naturverjüngte Mischwald, dessen buschreiche Ränder und staudenreiche Lichtungen zu den reichsten Lebensgemeinschaften unserer Zone zählen. Zum Studium der natürlichen Lebens¬ bedingungen bedarf die Naturwissenschaft — besonders auch die Forstwissenschaft — voll¬ kommen natürlicher Gebiete, also echten Urlandes, in dem keine oder doch seit Jahr¬ hunderten keine menschlichen Eingriffe erfolgt sind — seien es Gebirgsurwälder oder Auen¬ wildnis, Mooreinsamkeiten oder alpines Ödland. Diese Urlandschaften müssen in Form von Naturschutzgebieten für Forschung, Erholung und Erbauung dauernd in ganz ursprüng¬ lichem Zustand erhalten werden, eine der schönsten, aber auch schwierigsten Naturschutzaufgaben. Leider ist uns nur ein ganz kleiner Teil des Böhmerwaldes übrig geblieben, aber in den kalkalpinen künftigen Naturschutzgebieten (Sengsengebirge, Dachstein, Ennstaler Alpen) finden sich noch sehr ursprüngliche Wälder; ebenso in den oft überfluteten Donau¬ auen. Die Erklärung eines Gebietes zum Naturschutzgebiet durch die Landesregierung oder den Bund bedeutet nicht etwa eine vollständige, ganz unsoziale Absperrung aller Wanderer von diesen Herrlichkeiten, sie soll den Wanderstrom und die meist nur sehr bescheidene Nutzung derart lenken, daß möglichst ursprüngliche Verhältnisse dauernd erhalten bleiben. Das alpine Hdland hat sich, wo es nicht durch Scharfschießübungsplätze (Dachstein) arg angeschlagen wurde, größtenteils selbst geschützt, aber schon nagen Gedankenlosigkeit und Raffgier an den alpinen Schätzen; wo noch vor einigen Jahrzehnten Kohlröschen, Frauenschuh, Insektenorchideen, Feuerlilie und sogar Edelweiß standen, sind diese Blütenjuwele fast aus¬ gerottet oder doch recht spärlich geworden; dafür liegen desto mehr Wurstpapiere, Konserven¬ dosen und Flaschenscherben herum. Auch den Latschen, von denen dem Bergwanderer gerne einige Zweige zur Erinnerung gegönnt sind, wird durch Abschleppen von Riesenbuschen — be¬ sonders in der Umgebung der Touristensteige, Schutzhütten und Berghotels so zugesetzt, daß dort bereits der Knieholzbestand weit zurückweicht. Dabei ist das Latschendickicht der beste Unterschlupf für die meisten Hochgebirgstiere und ein höchst wirksamer Schutz gegen Erdrutsch, Steinschlag und Lawinen. Des Schutzes der Alpenpflanzen und -tiere und der Wahrung der Bergdisziplin hat sich höchst dankenswert der „Alpine Naturschutz in Oberösterreich“ angenommen, der sich unter der Patronanz des Herrn Landeshauptmannstellvertreters Bernaschek und der Leitung des Herrn Primarius Dr. Amon aus allen jenen Mitgliedern aller oberösterreichischen Touristenvereine zusammensetzt, die gesonnen sind, sich dem aufopferungsvollen Dienst der Bergwacht — vereidigt und mit Legitimation der Landesregierung versehen — zu widmen. Wenn wir von den sommerlichen Höhen in die Täler hinabsteigen, wo die eis- und nach¬ eiszeitlichen Moränen die herrlichen Alpenseen aufgestaut haben, dann drängen sich uns weitere Aufgaben des Natur- und Landschaftsschutzes auf. Vor allem die Aufgabe der Reinhaltung 174

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2