OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde „Schlutter“, „Pfuder“ und „Kriah“ werden für eine Reihe von Abarten der Gat¬ tung Prunus, vor allem für die Zwetschke (Prunus domestica) gebraucht. Auch für die Birnen gibt es in der Sprache des Landlers eine Reihe von Namen, die jedem Kind geläufig sind. Meist deuten sie auf eine bestimmte Form oder Eigen¬ schaft der Früchte: „Butterbirn“, „Kaiserbirn“, „Suißbirn“ (Süßbirne), „Zwie¬ bozenbirn“ („Bozen“ = Knospe, gemeint ist der Rest des Blütenkelches) oder „Kohbirn“ (rasch weich werdende Birnenart). Ferner kennt der Landler und der Mühlviertler noch die „Schmazbirnen“, eine Birnenart, die schon beim Abfallen aus geringer Höhe zerfällt („zerschmazt"). Andere Arten sind die „Haberbirn" („Haber“ = Hafer), „Naglwitzbirn“ und „Kornbirn“. Die beiden letzten Arten stehen in besonderem Ansehen bei der Landbevölkerung, weil sie nach den Kirschen die ersten Früchte des Jahres sind, zugleich mit den „Jakobiäpfeln“. Die wich¬ tigste Birne für den Landler ist aber die „Landlbirn“, die ihm das Volksgetränk des Landls liefert, den Landlbirnmost. Eine Reihe charakteristischer Bezeichnungen weist das Beerenobst sowohl des häuslichen Gartens wie des Waldes auf. Die Himbeere (Rubus idaeus) nennt man „Hindlbeer“ oder „Moidbeer“, die Brombeere meist „Braunbeer oder „Fraunbeer“, wobei der Name „Fraunbeer“ mit der Reifezeit dieser Beeren¬ frucht zwischen den Frauentagen Maria Himmelfahrt (15. August) und Maria Geburt (8. September) zusammenhängt. Die Heidelbeere wird „Hoabeer genannt, im Mühlviertel ist auch „Blaubeer“ und „Schwarzbeer“ gebräuch¬ lich. Die Erdbeeren kennt jedes Landkind unter dem Namen „Rotbeer“ oder „Eschbeer“. Nun zu den Wiesenpflanzen! Hier sind Namen gebräuchlich wie „Himmelschlüssel“ oder „Gelbsuchtbleaml“ für die Primel, „Schneekatherl“ für das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), „Hansl und Gretl“ für das Lungen¬ kraut (Pulmonaria officinalis). Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) ist allgemein unter dem Namen „Schmalzbleaml“ (wegen ihrer fettglänzenden Blätter oder „Butterblume“ (wegen der gelben Blütenblätter) bekannt. Da sie meist um die Österzeit blüht, kommt ihr auch der Name „Österbleaml“ zu. Den Namen Schmalzbleaml“ tragen auch eine Reihe von Hahnenfußarten. Das Leber¬ blümchen (Anemone hepatica) hört man oft auch „Leberklee“ nennen, oder wegen seiner Blütezeit in der Fasten „Fastenbleaml“. Der Lerchensporn (Corydalis bulbosa) heißt im Volksmund auch „Hohlwurz“, „Herzwurz", „knollige Erdraute“, „Österluzei“ oder „Hühner und Hahnen“. Mit der Frühlingszeit erscheint in der Eferdinger Gegend auch die Traubenhyazinthe (Muscari racemosa), die aber von Alt und Jung nur „Spitzbua“ genannt wird. Der Löwenzahn (Taraxacum officinale) heißt in der Gegend an der Donau überall „Saubleaml“. Eine inter¬ essante Verdrehung des lateinischen Namens für das Rühr-mich-nicht-an oder Springkraut (Impatiens noli me tangere) ist „Tolimetankerl“; auch der Name „Springinkerl“ wird gebraucht. Die an den Altwassergräben der Donau und im Seebacher Moos sehr zahlreich auftretenden Bestände der Wasserschwertlilie (Iris 169

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