OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter geographischen und systematischen Arbeiten zu leisten, so will ich mich dabei keiner lei pflanzenkundlicher Einteilung bedienen, sondern immer nur größere Pflanzen¬ gesellschaften herausgreifen und von diesen einzelne Pflanzen anführen, die im Leben des Volkes eine größere Rolle spielen. Ihre Zahl ist nicht so groß wie etwa im Alpenland. Der Laie unterscheidet zunächst, abgesehen von den Kulturpflanzen, dřei größere Gruppen. Er spricht von „Kräutern", wobei diese Bezeichnung nicht gleichbedeutend ist mit dem botanischen Fachausdruck Kräuter, sondern die zu Heilzwecken verwendeten Pflanzen umfaßt. Weiter unterscheidet er die „Blumen“ oder „Bleaml“ und versteht darunter alle jene Pflanzen, die im Laufe des Jahres durch ihre Blütenpracht sein Auge erfreuen. Als dritte Gruppe unterscheidet er die „Unkräuter“, die wegen der Häufigkeit ihres Auftretens vor allem dem Landwirt viel Sorge und Mühe bereiten. Zunächst seien unsere Waldbäume besprochen. In der Eferdinger Gegend, aber auch im ganzen Mühlviertel wird die Tanne als „Tänna“ und die Fichte als „Feichtn“ bezeichnet; die Tischler sprechen nur von „tännernem“ und „feichternem" Holz. Die Rotföhre (Pinus silvestris) heißt „Fehra“ oder „Rotfehra“, die Lärche „Lärbam“. Thujaarten werden wegen ihrer Verwendung zu Palmbesen oder Palmbuschen und als Gräberschmuck „Segnbam“ genannt. Der Wacholder (Juniperus communis) heißt „Kranawitten“ oder „Kranawittstaudn". Hiebei sei gleich erwähnt, daß man unter dem Namen „Stauden“ nicht den botanischen Fachausdruck für eine Staude zu verstehen hat; die Landbevölkerung versteht unter „Stauden“ alle jene Pflanzen, die botanisch richtig als „Sträucher“ zu bezeichnen sind. Die Silberweide (Salix alba) und überhaupt alle Weidenarten führen den oder „Alber“. Namen „Felber“, „Felberstock“. Die Ulme heißt „Alme", „Elme Die Zitterpappel (Populus tremula) ist in der Sprache des Landlers als Pappel vollkommen unbekannt, er nennt sie „Zitterespe“ oder „Espe schlechthin. Die beiden Erlenarten Alnus glutinosa und Alnus glabra sind als „Elln" (Baum¬ zur Brennholz¬ form), „Ellstaudn“ (Strauchform) und „Ellstöck“ (regelmäßig gewinnung abgeholzt) bekannt. Die Birke wird als „Bira“, die Esche als „Esch¬ ling“ bezeichnet. Die Traubenkirsche (Prunus padus) kennen die wenigstens unter diesem Namen, sondern als „Elexenstaudn“ oder „Elexn“. Die Rainweide (Ligustrum vulgare) und der Hartriegel (Cornus sanguinea) haben im Mühl¬ viertel die Bezeichnung „Tintenbeer“, weil die Bauern aus ihren schwarzen Beeren früher Tinte erzeugten. Cornus mas wird in der Gegend von Eferding häufig kultiviert und heißt „Dirndlbam“. Der warzige Spindelbaum (Evonymus ver¬ rucosa) wird von Jung und Alt wegen seiner dem priesterlichen Birett ähnlichen Früchte „Pfaffenkappl“ genannt. Die Verberitze (Berberis vulgaris) steht heute noch im Mühlviertel teilweise zur Essigerzeugung in Verwendung. Ihre sauren Früchte heißen deshalb auch „Essigbeer“ und die Pflanze selbst „Essigbeerstaudn' oder „Zizerlbeerstaudn“, wobei „zizerl“ so viel wie klein bedeutet. Bei den Obstbäumen ist kennzeichnend der Ausdruck „Apfalter“ für Apfel¬ baum (Malus), „Holzapfel“ für den unveredelten Apfelbaum. „Spenling“, 168

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