OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Kam nun Telesphor mit seinem Wagen in einen Ort, so stellte er ihn auf dem Platze auf, spannte ein Dach darüber und das Spiel wurde durch einen Mit¬ fahrer ausgerufen. Die erste Abteilung zeigte die Abendmahlszene. Zu sehen waren die zwölf Apostel mit Jesus. Jesus hatte eben gesagt: „Einer von euch wird mich ver¬ raten“. Die Apostel deuten ganz entsetzt, als wollten sie sagen: „Herr, ich bin es nicht“. Zweites Bild: Christus kniet am Ölberg, die Jünger schlafen. Der Fels geht auseinander, der Engel schwebt mit dem Leidenskelch heraus und reicht ihn Christus hin. Die folgenden Bilder zeigen der Reihe nach die Gefangennahme und die Vorführung vor Pilatus, die Geißelung, den Kreuzweg. Dieses Bild war das großartigste und schönste. Die große Schar der Teilnehmer an diesem Kreuzweg (Soldaten und Volk) zog durch ein großes Tor aus der Stadt hinaus. An der Spitze des Zuges war ein Reiter, der das Horn zum Munde führte. Sein Pferd hob beim Gehen vorsichtig die Beine. Hinter dem Reiter marschierten in Reih und Glied die römischen Soldaten. Ein anderes Bild zeigte die Szene, wie Christus zum dritten Male unter dem Kreuz fällt. Die weinenden Frauen kommen herzu, Veronika reicht Jesus das Schweißtuch, Jesus geht hin, nimmt das Schweißtuch und hält es zum Gesicht. Bei der Kreuzigung hörte man das Schlagen mit den Hämmern. Die Soldaten saßen beisammen und würfelten um die Kleider. Das letzte Bild war die Grablegung. Alle Figuren waren beweglich, manche konnten auch Kopf, Mund und Augen bewegen. Mag auch die mechanische Darstellung des Leidens Christi nicht mehr unserem heutigen Zeitgeist entsprechen, so müssen wir doch die dramatische Gestaltungs¬ kraft und Auffassung, sowie den genau und sicher wirkenden Mechanismus dieses mechanischen Spieles bewundern. Hermann Mathie (Haslach) Volkstümliche Pflanzennamen des Eferdinger Beckens und des an¬ grenzenden Mühlviertels Seit altersher spielt im Leben der Völker die Pflanze eine große Rolle. Viele Pflanzen werden als Heilmittel verwendet. Alter Volksglaube und Volksbrauch ist mit ihnen verbunden. Überaus mannigfaltig ist daher auch die Namengebung der Pflanzen im Volksmund. Für den Botaniker ergeben sich gerade dadurch manche Schwierigkeiten. Er hat bei den Pflanzen meist drei Namen zu unter¬ scheiden: 1. den wissenschaftlichen, 2. den Volks- oder Vulgärnamen und 3. den Namen, mit dem die Kinder in ihrer erfindungsreichen Sprache gewisse Pflanzen belegen. Gerade die beiden letzten Arten der Namen ändern sich oft innerhall ganz kleiner Landstriche mehrmals. Wenn ich hier die wichtigsten volkstümlichen Namen von Pflanzen aus der Gegend des Donaubeckens um Eferding und den angrenzenden Teilen des Mühl¬ viertels aufzähle und einzelne Namen näher erkläre, um einen Einblick in die Sprache des „Landls“ zu geben und den Botanikern eine kleine Hilfe bei pflanzen¬ 167

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2