OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter dies eher nach Steyr hin, bzw. von Steyr weg führende Straßen, kaum Linien eines hier durchlaufenden Verkehrs. Natürlich ist die Stadt Steyr ein Brückenort geworden dank seiner Lage am Mündungssporn zwischen zwei größeren, zeitweise sehr ungestümen Flüssen. Allenfalls darf der Brückenortcharakter in bezug auf den Uferwechsel der S-N-Straße anerkannt werden, aber doch nicht in generellem Sinne, wie dies aus bloßer Lagebeurteilung ohne historische Prüfung geschehen kann 19 Die Brückenlosigkeit, das Fehlen eines durchlaufenden Straßenzuges von O nach W zwischen Enns und Steyr ist gewiß nicht allein gelände bedingt. Aber es ist von Interesse, darauf hinzuweisen, daß auch rein lokalem Bedarf die Enns ein recht empfindliches Hindernis bedeutet. Die Ennsufer, wie sie als Felsabstürze oder als Rutschungsstrecken ausgebildet sind, waren, sind und bleiben auch dem freiest beweglichen Verkehr soweit er bodengebunden ist — unüberwindlich. Die Loder-, Pfaffenmayr¬ Lauberleiten, kurze Uferstrecken bei Minichholz, Hausleiten, Stanning uff. gebieten streifenden Reiterhorden ebenso Halt, wie modernen, motorisierten Kolonnen; an Punkten besserer Übersetzungsmöglichkeit geben befestigte Orte oder geschichtliche Kunde über ehemals errichtete Schanzen 20) die historische Bestätigung für die aus morphologischen Beobachtungen gezogenen Schlüsse. Denn wo der Terrassen¬ körper festgebackener Konglomeritfels ist, da sind die Prallhänge leicht tatsächlich lotrechte Abstürze mit unterschiedlichem Trümmerwerk am Fuße, fast einem Block¬ strand gleich; wo es sich um mehr oder minder lose „Sandgstöttn“ oder gar um schmierige Schlierlehnen handelt, ist selbst die Anlegung eines schräg emporführen¬ den Fußsteiges unmöglich. Der Wetterseite zugekehrt21), wie die Loderleite, trieft der ganze Hang vor Nässe, am Fuße sammelt sich ein klebriger Brei, der solche Stellen unpassierbar macht. In solchem Gelände ist die Errichtung von Brücken ein außerordentlich schwieriges Problem. Zur Herstellung annähernder Niveau gleichheit müßten Abgrabungen gewaltigen Ausmaßes vorgenommen werden, wo¬ bei die Terrassenränder je nach der Festigkeit des Terrassenkörpers nicht immer für den Unterbau geeignet sind. Auf der Suche nach korrespondierenden Niveaus, die durch Brücken überspannt werden könnten, ergeben sich bedeu¬ tende Distanzen, unrentabel für lokale Überbrückungen. Im Profil von Kronstorf ergeben sich folgende Abstände der korrespondierenden Niveaus: 332 m (Rosenberg — Altenrath) ca. 5½ km 295 m (Kronstorfberg —Fischer im Gaisweg) 280 m (Kronstorf — Bahnterrasse) 1¼ Im Profil von „Dorf a. d. Enns" ergibt sich ein ähnliches Bild: 370 m (Heuberg —ndl. Pfaffenmayrleite) ca. 4 km - Gatterberg) 355 m (Dirnberg „ 3 280 m (Ufer — Mühltaler) ¾ „ 19) N. Krebs, a. a. O., Bd 1, G. 215. 20) Vgl. unten Anm. 46. 21) Th. Schwarz, Klimatographie von Oberösterreich. Wien 1919. 102

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