OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Hauptgericht auf dem Mittagtisch des armen Bergbauern. Nach einer stich¬ probeweisen Durchsicht der Lagebücher des unteren Mühlviertels fand sich der Erdäpfelbau in den Katastralgemeinden Sperrbichl, Zwettl, Weißenbach, Neu¬ markt, Pürstling, Königsau, Hackelbrunn, Sandl und Königschlag beurkundet (Lagebücher der aufgezählten Katastralgemeinden im o.-ö. Landesarchiv in Linz). 1643 zierte der Erdapfel noch die Hoftafel des Meggauer Grafen in Grein¬ burg und 1786 war er bereits die tägliche Speise der Armen. In den Gutsbeschreibungen der Herrschaften Baumgartenberg und Waldhausen vom Jahre 1802 ist ebenfalls der Kartoffelanbau zum Haus¬ bedarf beurkundet. „Kraut, Rüben, Kartoffeln ist alles, was sie zu ihrer Notturft bauen“, schreibt der Waldhausner Pfleger von den Untertanengärten in seiner Herrschaft (Waldhausner Archiv im o.-ö. Landesarchiv, Akten, Band 4). Der Baumgartenberger Pfleger schreibt: „Die Untertanen treiben zwar einen kleinen Gartenbau, der sich aber bloß auf Kraut, Rüben, Salat und Erdäpfel beschränkt und diese Artikel bauen sie bloß zu ihrer häuslichen Notturft. Die meisten Untertanen bauen Kartoffel oder nach dem hiesigen Sprachgebrauch Erd¬ äpfel, teils zu ihrer häuslichen Kost, teils zum Futter fürs Vieh. Wieviel sie bauen, kann nicht leicht bestimmt werden, indessen macht der Kartoffelbau doch einen großen Nahrungszweig der ärmeren Klasse aus“ (Baumgartenberger Archiv im o.-ö. Landesarchiv, Akten, Band 19). 1809 und 1810 finden sich in den schon öfter erwähnten Schwertberger Wirt¬ schaftsrechnungen Sortenangaben und Preise für Erdäpfel. So fechsnete man dort 1809 40 Metzen Ananas-Erdäpfel zum Metzenpreise von 3 fl sowie 70 ¾4 Metzen Ordinari-Erdäpfel (zu je 2 fl 48 kr) und 10 Metzen Schweine-Erd¬ äpfel. Im darauffolgenden Jahre belief sich der Ertrag der Ananas-Erdäpfel auf 36 Metzen und der der Ordinari-Erdäpfel auf 90 Metzen. Der Verkaufspreis betrug 3 fl 30 kr, beziehungsweise 3 fl 10 kr pro Metzen (Schwertberger Archiv im o.-ö. Landesarchiv, Akten, Band 128). Nach den Schätzungsoperaten zum franziszeischen Kataster des Landes Öster¬ reich ob der Enns aus dem Jahre 1823 — 1830 im o.-ö. Landesarchiv kann der Kartoffelanbau und die Ernte für unser ganzes Land dargestellt werden. Die Ernteerträgnisse waren damals noch sehr gering. (Siehe meine Geschichte des Urbaramtes Gaflenz-Weyer, S. 170 — 171). Eine ziemlich wenig bekannte Abhandlung über die Kartoffel schrieb Ph. v. Blittersdorff („Zur Geschichte des Kartoffels“, Kalender der Landes-Hypotheken¬ anstalt Linz 1937). G. Grüll (Linz) Ein Nachweis aus der Linzer Gegend In den josefinischen Lagebüchern der Katastralgemeinden Kleinmünchen, Leonding, Ruefling und Dörnbach ist Kartoffelbau nur für Kleinmünchen nachgewiesen. Da auch die sonstigen Angaben über den Anbau aufschlußreich 160

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2