OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Zur Geschichte der Kartoffel in Oberösterreich *) In Oberösterreich kennt die bäuerliche Bevölkerung die Kartoffel unter dreierlei Bezeichnungen, und zwar als Erdapfel in einem Großteil des Landes, als Erdbirne teilweise im Machland und als Erdbohne oder Bohne im unteren Enns- und Gaflenztale. Im Jahre 1643 ist das Vorkommen des Erdapfels in Oberösterreich in einem Viktualienzettel der Herrschaft Schwertberg erstmalig beurkundet. Dieser Zettel beinhaltet ein Verzeichnis der von den Erträgnissen der Schwertberger Gärtnerei an den Grafen Meggau nach Greinburg zum dortigen Hofstaat über¬ schickten Viktualien. So scheinen 1643 neben den „Ertöpfeln“ ein 5 Eimer-Faß mit gedörrten Zwetschken, Apfel- und Birnspalten, 1¼ Metzen Nüsse, Weißpracher¬ Apfel, Rettich, Zichorie, Scherribl, Rannarüben, Kohlrabi und Salat auf. Graf Leonhard Hellfried von Meggau war seit 1620 Besitzer der vereinigten Herr¬ schaften Schwertberg, Windegg und Hart (Schwertberger Archiv im o.-ö. Landes¬ archiv, Akten Band 14). 1694 wurden auch im Windhager Klostergarten Erdäpfel gepflanzt (Windhager Archiv im o.-ö Landesarchiv, Akten, Band 18). 1762 dürfte der Kartoffelbau bei der Herrschaft Schwertberg bereits über den versuchsweisen, gartenmäßigen Anbau hinaus fortgeschritten gewesen sein. Damals wurde in den Wirtschaftsrechnungen unter den Arbeiten auch das „Erdöpfl außgraben“ erwähnt (Schwertberger Akten im o.-ö. Landesarchiv, Band 126, 127). Zehn Jahre vorher (1751) scheinen im Ausgabenbuch des Gaflenzer Pfarrers 22 kr. 2 d. für „Ayr-Broth und Erdbohn“ auf. Erdbohnen ist der in dieser Gegend noch derzeit ortsübliche mundartliche Name des Kartoffels (Garstner Akten im o.-ö. Landesarchiv, Band 75, Nr. 1). Im Josesinischen Lagebuch der Katastralgemeinde Nechberg (1786) findet sich in der ökonomischen Beschreibung folgende Eintragung: „Flachs, Kraut, Rüben und Erdäpfel werden zur Hausnotturft erzeugt. Der Bauer lebt sehr schlecht, meist von Milch, Kraut, Rüben und Erdäpfeln sowie Erdäpfel- und Haferbrot“. In dieser Gemeinde und auch in der Umgebung war der Erdapfel Volksnahrung geworden und man hatte gelernt, Kartoffelbrot zu bereiten (Lage¬ buch der K. G. Rechberg im o.-ö. Landesarchiv). Im Josefinischen Lagebuche (1787) findet sich unter lit. B folgende Frage: Ob der Flachs-, Klee-, Rüben-, Kraut-, Erdäpfel- und Hanfzügel sich auszeichne? Diese Frage wurde in fast allen Katastralgemeinden des Mühlviertels, mit wenigen Ausnahmen, mit ja beantwortet. Fast überall war der gartenmäßige Erdäpfelbau für den Hausbedarf, und zwar für Mensch und Vieh eingeführt worden. In den ärmeren und kärgeren Gegenden erfreute sich der Erdapfel, gegen¬ über den fruchtbaren Landstrichen, einer besonderen Beliebtheit. Überall war er neben Haferbrot oder halbhäberenem Brot, Kraut, Rüben und sauren Suppen das *) Siehe Heimatblätter Ig 1 S. 80 f. 159

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