OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Tode bedrohte, wenn innerhalb von drei Tagen der Vogel nicht zum Vorschein komme. Die ganze Dienerschaft des Schlosses ging in den Wald, den vermißten Falken aufzusuchen. Ralf, der Sohn des alten Dieners Kurt, dem der Falke entflohen war, tat beim Weggehen den Ausspruch: „Entweder komme ich mit dem Falken oder — nie wieder. Drei Tage blieb alles Suchen vergeblich. Endlich, am vierten Tage, erschien Ralf, voll Freude den entwichenen Falken in seinen Händen haltend. Er hatte ihn auf einem Felsen, der die Form dreier übereinander gelegter Würfel hatte, angetroffen. Auf diesem Felsen ließ nun der Besitzer von Peilstein eine feste Burg bauen, nannte sie Falkenstein, bezog sie und gab die bisher bewohnte Burg auf. Die drei übereinander liegenden Steine mit dem darauf sitzenden Falken scheinen im Herzschilde des Wappens der Grafen von Salburg, die im Jahre 1601 in den Besitz von Falkenstein kamen, auf, desgleichen im Wappen des Stiftes Schlägl, das von Kalhoch von Falkenstein gegründet worden war. Die vom Verfasser der Geschichte des Marktes Peilstein, abgedruckt im 12. Bändchen der „Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels“, Seite 23, vertretene Meinung, daß im heutigen Markte Peilstein dereinst ein Schloß bestand und von diesem aus die Gründung der Burg Falkenstein erfolgte, ist abwegig. Der Markt Peilstein liegt 18 Kilometer Luftlinie von Falkenstein entfernt. Es ist, die Glaubwürdigkeit der Sage vorausgesetzt, außer dem Bereiche der Möglichkeit, daß der entflohene Falke in so großer Entfernung gesucht und gefunden werden konnte. Der Ursprung Falkensteins ist, wenn man der Sage folgen will, das nahe Peilstein, einst selbst eine Burg, heute ein kaum mehr unter¬ scheidbarer Geröllhaufen, in dem nur das kundige und unbestechliche Auge eines Forschers, der sich lange mit der Burgenforschung beschäftigte, Ordnung und sinnvolle Anlage erblicken und unbezweifelbar feststellen kann. Da Falkenstein zu den bekanntesten und geschichtlich interessantesten Burgen Oberösterreichs zählt und seine landschaftliche Lage von einzigartiger Schönheit ist, verlohnt es sich auch, sich mit der ehemaligen Burg Peilstein zu befassen. Die Wahrscheinlichkeit besteht, daß sie tatsächlich der Ausgang Falkensteins war. Vom Inhalte der Sage kann man Abstand nehmen; aber daß der Herr von Peilstein den viel günstiger und wehrhafter gelegenen Platz, auf dem sich Falken¬ stein erhebt, als seinen neuen Burgsitz erwählte, kann ohneweiters angenommen werden. Infolgedessen ist der Hinweis auf die Ruine Peilstein vom heimat¬ geschichtlichen Standpunkte aus durchaus gerechtfertigt. Für die Heimatgeschichte ergeben sich aus diesem Hinweise wertvolle Anregungen und Zusammenhänge. Urkundlich läßt sich weder die Burg noch das Geschlecht, das auf ihr saß, bestimmen. Ihr hohes Alter und ihre frühzeitige Auflassung geben hinreichende Erklärung dafür, daß es über sie keine urkundlichen Aufzeichnungen gibt. Ihre geschichtliche Rolle übernahm Falkenstein, das sie ausgiebig und nachhaltig spielte. Von Peilstein gerade jetzt Erwähnung zu tun, ist deshalb angebracht, weil derzeit die Forstverhältnisse ihre baulichen Reste erkennen lassen. In ein paar 155

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