OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sechs Häuser einschließlich der Feste bilden den Ort. Damals war der eine der beiden Meierhöfe noch in herrschaftlicher Ver¬ waltung, der andere aber schon an einen Untertanen verliehen und wie der Zusatz „die zwei Häuser, die bei demselben Hofe liegen“ zeigt, bereits durch Unterteilung verkleinert. Für den landwirtschaftlichen Betrieb des neu zu gründenden Pfarrhofes war im Dorfe keine Flur mehr auszumitteln, weshalb die Widem an den Rand der Siedlung hinausrücken mußte. Das war aber zugleich ein förderndes Moment, denn zwischen Kirchenort und Pfarrhof entstand ein Gefälle, das in Annäherung einen Ausgleich suchte10). Längs der Straße in den Pfarrhof entstand eine Er¬ weiterung der alten Siedlung, und zwar nunmehr in Form eines Straßendorfes. Die alte Topographie läßt den Unterschied leise merken, indem sie den alten Kern als "dacz St. Jörgen“, die Neusiedlung aber als „bei St. Jörgen“ bezeichnet. Seit das Dorf ein Pfarrdorf geworden war, mußte es auch eine Schule haben. Sie entstand neben der Kirche und war die längste Zeit ein Holzbau, der erst 1785 einem Steinbau wich. Auch eine Taferne war zur Notwendigkeit geworden, denn einerseits gab es in der kleinen Pfarre doch auch ab und zu Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse und andrerseits wollten die Wallfahrer, die nach der Standes¬ erhöhung der Kapelle reichlicher hieher kamen, ihre Atzung haben. Wo sollte nun die neu zu erbauende Taferne stehen? Am besten war es, sie auf den unverbauten Platz in der Mitte des Dorfes hinzustellen. So war sie nicht weit von der Kirche entfernt und von allen Seiten leicht erreichbar (heute Gasthaus Nr. 19). Nun hatte man alles, was man in einem Bauerndorfe brauchte und konnte unter den Augen der Herrschaft unberührt vom Lärm der großen Welt den Dornröschen¬ schlaf schlummern. Was wäre aus dem Dorfe geworden, wenn die Jörger ihre Feste zu einem vierkantigen Wasserschloß ausgebaut und darin dauernd Wohnung genommen hätten? Vielleicht ein Markt, wer kann es sagen, die Jörger hatten Reichtum und Ansehen genug, um ihren Stammort zu heben. Allein zur Zeit, als die Orte der Umgebung zu Märkten aufstiegen, waren die Jörger bereits nach Tollet und Roit abgewandert und es fehlte der Impuls, es fehlte auch die einheitliche Leitung. Hieß es noch im Lehenbuche Herzog Albrechts III. (1380 —139411): „Helmel Jörger, Hermanns des Jörger Sun hat empfangen .... von erst ein behausung dacz sand Jörgen und zwen höf, die darczu gehörent und was darczu gehöret“, so trägt schon 1388 — 141112) Jörg I. Jörger gemeinsam mit seinen Vettern zu Lehen „den sitz datz sand Jorigen, als er mit graben umvangen ist“. Mit der Feste war auch der Ort St. Georgen unter die zwei Jörgerischen Linien zu Tollet und Roit aufgeteilt. Nach dem Tolleter Urbar von 151813) war Tollet Grundherr über die Taferne und die zwei 10) Ähnliche Verhältnisse herrschten auch in der Umgebung. Um den Pfarrhof Meggenhofen herum entstand die Siedlung Pfarrhofberg und der Pfarrhof Hofkirchen ist durch die lang¬ gestreckte Ortschaft Gassen in Verbindung mit dem Pfarrorte. 11) Urkundenbuch des Landes ob der Enns X, 4, Nr. 308. 12) Siehe des Verfassers Geschichte der Jörger von Tollet (Manusskript) S. 17. 13) O.-Ö. Landesarchiv (Schloßarchiv Tollet). 150

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