OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Meierhof unter Lehenrührigkeit von Starhemberg zur Gänze und allein den Jörgern. Der Meierhof wurde der Kern der um die Kapelle sich scharenden gleich¬ namigen Siedlung. St. Georgen ist kein gegründetes, sondern ein gewachsenes Dorf. Um ein Vergleichsobjekt aus nächster Umgebung anzuführen, sei auf die zwei Orte Vierhausen und Steindlberg verwiesen. Vierhausen ist eine gegründete Siedlung, denn es besteht seit eh und je aus vier Bauerngütern und trägt davon auch den Namen, Steindlberg ist seiner ganzen Anlage nach ein Angerdorf und demnach planmäßig aufgebaut worden. St. Georgen aber ist in seinem Kerne ein typisches Haufendorf, d. h. um einen unregelmäßigen Platz, in den von allen Seiten her die Wege einmünden, gruppieren sich die Häuser in regelloser Folge. Seethaler drückt das in seiner Beschreibung?) dahin aus, daß die Häuser sich im „chaotischen Schock um die Kirche lagern“. Es konnte gar nicht anders sein, denn das in viele Einzelhügel aufgelöste Gelände bot keine andere Möglichkeit des Siedlungsaufbaues. Aus dem Meierhofe das Dorf, aus der Kapelle die Pfarre, das waren nun die weiteren Zielpunkte der Entwicklung. Infolge An¬ wachsens der Familie sahen sich die. Jörger genötigt, sowohl den Sitz selbst, als auch den Meierhof zu teilen, so daß ein Obermaier (heute Haus Nr. 3) und ein Niedermaier (heute Haus Nr. 17, das zerstückelte Wiesingergut) entstanden. „Die Teilung der alten Meierhöfe war von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Es war jetzt eine viel stärkere Ausnützung des Grundes möglich, die anwachsende Be¬ völkerung gewann einen Anteil an der Bodenwirtschaft und der Grundherr selbst zog aus der Beweglichkeit des Besitzes größeren Nutzen.“ Die Entwicklung machte vor den zwei herrschaftlichen Meierhöfen nicht halt; in weiterer Folge zweigten von ihnen noch eine Hube, sowie einige Sölden und Kleinhäusler ab. Ein zweiter Faktor für das Wachstum des Dorfes war die Erhebung der Schloßkapelle zur Pfarrkirche im Jahre 1357. Schon war das gleichartige Meggenhofen längst zur Pfarre emporgestiegen, schon hatte Gallspach 1343 durch Eberhard V. von Wallsee pfarrliche Selbständigkeit erreicht, da konnte doch der Wohnort der angesehenen Jörger keine bloße Filiale mehr bleiben; die Schlo߬ kapelle rückte zur Pfarre vor. In der Auseinandersetzung mit der Mutterpfarre Hofkirchen erfloß am 10. Juni 1357 eine Urkunde, worin das Weichbild der neuen Pfarre und auch des Pfarrortes selbst abgegrenzt erscheints). Zum Dorfe gehören: das Haus (die Feste), der Hof, der zum Hause gehört, der Hof, da der Chuenzl aufgesessen ist?), die zwei Häuser, die bei demselben Hofe gelegen sind und die Widem, wo der Pfarrer von St. Georgen aufsitzen soll. Das ist St. Georgen in mehr, sondern an ihre Stelle ist Passau getreten. Und wenn nun andrerseits gerade um 1250 Helmhardus dort auftaucht, wo früher Passau war, nämlich in St. Georgen, dann liegt es nahe, an einen Tausch zu denken. *) Das Dorf und die Pfarrei St. Georgen am Hausruck, Handschrift im Pfarrarchiv Hofkirchen. 8) Kopie im Pfarrarchiv St. Georgen. Sie trägt den Vermerk „An meinen Herrn Haupt¬ mann“ (Landeshauptmann Wolfgang Jörger, + 1524). *) Das ehemalige Wiesingerhaus. 149

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