OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter ist — war sie an der Grenze zweier Interessengebiete das Symbol herrschaftlicher Ansprüche. Von Steinbach herauf machten sich die Bestrebungen der freien Herren Steinbach geltend1), während von Westen her das Bistum Passau seine kolonisa¬ torische Tätigkeit bis an den Fuß des Steindlberges herantrug?). Als Ergebnis der sich kreuzenden Strömungen können wir buchen: Passau besitzt noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in St. Georgen einen großen Meierhof, die Herrschaft Steinbach und ihre Rechtsnachfolgerin, die Herrschaft Starhemberg3), hat die Lehensherrlichkeit über die Feste St. Georgen in der Hand. Diese Lage fanden die ehemaligen Herren von Stille vor, als sie Vasallen der Starhemberger auf der Feste St. Georgen wurden*). Von nun an waren sie das treibende Element in der Entwicklung des Ortes, in welchen sie auch den Schwerpunkt der wirtschaft¬ lichen Macht verlagerten; so sehr hat dieser Zweig der Stiller sich hier verwurzelt, daß sie mit der neuen Umgebung ganz eins wurden und sich fortan nicht mehr Stiller, sondern Jörger nannten. So muß denn mit der Annahme gerechnet werden, daß die Jörger weder den Ort noch die Kapelle gegründet haben? Zweifellos. Wer war dann Besitzvorgänger? Die Lehensleute, die vor ihnen auf der Burg saßen, kennen wir nicht, aber der wirtschaftliche Mittelpunkt lag im Meierhofe des Hochstiftes Passau. Diese Antwort gibt uns das älteste Passauer Urbar, indem es unter den Inwärtsaigen des Amtes Obernberg auch „1 curia ad Sanctum Georgium“ anführt5). Wie kommt die Kirche Passau zu diesem Besitz? Wie schon erwähnt, dürfte er durch Kolonisation von Hofkirchen aus gewonnen worden sein. Daß die Kirche Passau den seelsorglichen Bedürfnissen durch Anlage einer Kapelle entgegenkam, ist wohl selbstverständlich. Als Patron der Kapelle paßte recht gut der hl. Georg, denn wie er einst gegen Schlangen und Drachen gekämpft hatte, so galt es auch auf dem Waldboden mit den Mächten der Natur zu ringen. Ebenso rätselhaft wie der Passauer Besitz hier auftaucht, verschwindet er auch wieder, schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hat Passau in Sankt Georgen keinen Besitz mehr. Wir nehmen an, daß die Stiller bei ihrer Übersiedlung nach St. Georgen ihren Besitz in Still gegen den Passauer Besitz in ihrem neuen Wohnorte vertauscht haben*). Sicher ist, seit 1250 gehören Feste, Kapelle und *) Über die Herren von Steinbach und ihre Verschwägerung mit den Starhembergern, ver¬ gleiche Strnadt, Hausruck und Attergau, S. 60 ff. 2) Traditionen des Hochstiftes Passau (Heuwieser) Nr. 12. Lantpreht übergibt Besitz zu Trattnach, Weibern und am Innbach samt der Johanniskirche an die Passauer Stefanskirche (785?). 3) Strnadt a. a. O. Derselbe: Innviertel und Mondseeland, S. 339, Anmerkung 4. — Stein¬ bach geriet in Verfall und tauchte später als Schwabeck wieder auf. Im Lehenbuche des Herzogs Albrecht (1411 —1418) heißt es bezeichnend: Wolfgang Jörger hat zu Lehen das Burgstall zu Swabeckh und ain Hof ze Steinpach .... *) Strnadts Hypothese über die Abstammung der Jörger (Peuerbach, S. 124 ff) von den Stillern ist auch heute noch nicht erschüttert. 5) Maidhof, Die Passauer Urbare I, 16. 6) Das Passauer Urbar aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts hat den Vermerk (Maidhof S. 15) „villam in Stille et omnia, quae dominus Otakrus et Helmhardus fratres habuerunt“. Das bedeutet doch, ihr ehemaliger Besitz in Stille gehört ihnen zum Teil nicht 148

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