OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Instrument ist aus reinem Kupfer verfertigt, welches an einigen Bugstellen der Krempe infolge Beschädigung der Patina rötlich hervorschimmert. Am Schall¬ becherstück ist jene Stelle gut erkennbar, an welcher die Griffstange (Halterung) angebracht war. Alle drei Teile weisen deutlich die Lötnaht auf, die, wie wir feststellen können, an den Instrumenten der Römer im Gegensatz zur verzahnten Lötnaht unserer heutigen Blechblasinstrumente geradlinig verläuft. Die Wand¬ stärke von 1 Millimeter erscheint der Weichheit des Materials angemessen. Was den Bau und die Tonlage des Cornu betrifft, spricht abgesehen von dem als Material verwendeten Kupfer und dem konischen Verlauf der Röhre die — wie der Instrumentenbauer unserer Zeit sagen würde - „volle, weite Bauart“ dafür, daß das vermutlich in Diskantlage stehende Instrument recht weich und relativ angenehm geklungen haben mag. Scheint es doch, daß die cornicines (Hornisten) des römischen Heeres dank der Eignung ihrer Instrumente weit vielseitiger herangezogen wurden als etwa die tubicines (Tubabläser), die vor allem in der Schlacht in Aktion traten, wobei sie wieder durch die cornue klanglich verstärkt wurden. Für einen cornicen aber gab es auch in der Etappe zu Wels reichliche Aufgaben im Ablauf eines militärischen Arbeitstages, der mit dem Signal zur Tagwache (signum profectionis) begann und dem Zapfenstreich¬ blasen (classicum canere) endete. Durch die „Cornu-Fragmente von Ovilabis“, wie der vom Verfasser vor¬ geschlagene Terminus lautet, haben die von Univ.-Prof. Dr. Schenk in seinem oben erwähnten Bericht aufgezählten wenigen auf österreichischem Gebiet gemachten Funde römischer Musikinstrumente eine überraschende Bereicherung erfahren. Ludwig Kaff (Wels) St. Georgen bei Grieskirchen Beispiel einer Dorfentwicklung im Hausruck Dem Hausruck ist nach Norden hin der Steindlberg vorgelagert. Als breiter Rücken zwischen Hofkirchen und Meggenhofen sich erstreckend, gipfelt er im Schwaibleck (517 m) und sendet von dort einen Ast aus, der im Buchberg endigt. An dessen Fuße liegt im Schnittpunkte zweier Talfurchen das Dorf St. Georgen bei Grieskirchen. Das war ein Platz, so recht einladend und geeignet zur Anlage einer Talsperre, wie denn alle Zugänge zum Steindlberg durch Befestigungen geschützt waren. Den Ostrand beherrschten die „Festen“ Gallspach und Meggen¬ hofen, im Süden war Aistersheim breit hingelagert, den Westfuß säumte die Trattnach und der Nordhang war gleich durch drei Anlagen gedeckt: Steinbach, St. Georgen und Sinzing. Wir greifen aus dem ganzen System einen einzigen Punkt heraus, eben St. Georgen, dessen Entwicklung für viele Siedlungen im Hausruck als typisch gelten kann. Nachdem die Feste St. Georgen in der Frühzeit ihrer Entstehung ihren Dienst geleistet hatte — wir wissen nicht, ob sie auch einmal praktisch in Tätigkeit getreten 147

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2