OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter ständen von etwa 70 Metern von mehr als 50 Türmen durchbrochene Stadtmauer. Die westliche Ausfallstraße der römischen Kolonialstadt führte fast unmittelbar an dieser Stelle vorüber. Bei seiner weiteren Arbeit erinnerte sich Herr Linhart der vielen Berichte über Römerfunde, legte die mit Erde und Sand beklebten Fundstücke — es waren zwei gebogene Röhren und ein becherartig sich erweiterndes Stück mit teilweise beschädigter Krempe — beiseite und zog nach getaner Arbeit das Mitglied des Museumsausschusses Kaufmann Viktor Fitz zu Rate, von dem er wußte, daß er ein begeisterter Mitarbeiter bei der Erforschung des römischen Ovilabis sei. So wanderte der Fund — einwandfrei als der Römerzeit entstammend agnosziert — ins Städtische Museum, wo er vorerst unter dem Titel „Teile einer römischen Wasserleitung mit Auslauf“ Aufnahme fand (Inventar-Nr. 11055 asb/c). Dieses Fehlurteil möge in keiner Weise die hohen Verdienste der unermüdlichen Forscher, an deren Spitze Reg.-Rat Ferdinand Wiesinger bis zu seinem 1943 erfolgten Tode stand, herabsetzen: ein Großteil der bis dahin gemachten Funde gehörte eben zur Einrichtung des Wohnhauses, seinen sanitären Anlagen u. dgl., während Funde von römischen Musikinstrumenten in Österreich ja eine besondere Selten¬ heit darstellen. Spätere Untersuchungen, deren Zeitpunkt nicht festgestellt werden konnte, ergaben, daß es sich um ein Metallblasinstrument aus der Römerzeit handeln müsse, und wir finden in einem von Reg.-Rat Wiesinger verfaßten und 1933 ge¬ druckten „Führer durch die Sammlungen des Städtischen Museums in Wels“ als neuen Befund: „Eine römische Militärtrompete — Tuba" Die im Herbst 1946 vom Verfasser vorgenommene Untersuchung führte zu dem endgültigen Ergebnis, daß wir es hier mit Fragmenten eines römischen Cornu zu tun haben. Die gekrümmte Form, sowie die deutlich erkennbare Ansatzstelle der Griffstange lassen keinen Zweifel darüber aufkommen. Auch ein Vergleich der beigegebenen Abbildung mit den in einer Abhandlung des Vor¬ standes des Musikwissenschaftlichen Institutes der Universität Wien, Univ.-Professor Dr. Erich Schenk*), abgebildeten Cornu-Fragmenten von Virunum (in Kärnten) läßt große Ähnlichkeit erkennen. Bei Vermessung der Welser Cornu-Fragmente konnten infolge stellenweise arger Verbeulung und Beschädigung der Stücke nur Durchschnittswerte ermittelt werden. Der Röhrendurchmesser beträgt an der breitesten Stelle des Schallbecher¬ stückes 0.07 m. Die 0.043 m breite Krempe ist stark verbogen, stellenweise ab¬ gebrochen. Das mit der Krempe verbundene Röhrenstück ist 0.115 m lang und verjüngt sich bis zur Abbruchstelle auf 0.042 m Durchmesser. Das anschließende Fragment hat eine Länge von 0.312 m, sein Durchmesser verringert sich von 9.042 m (an der dem Schallbecherstück zugekehrten Seite) auf 0.027 m. Mit dem¬ selben Durchmesser schließt das dritte Stück an, welches bei 0.234 m Länge mit einem Durchmesser von 0.023 m endigt und einen starken Knick aufweist. Das *) Anzeiger der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1946, Nr. 2. 146

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