OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Die Cornu-Fragmente von Ovilabis Wußte man auch in vergangenen Jahrhunderten längst, daß schon zur Römerzeit eine Ansiedlung auf dem Boden des heutigen Wels bestanden haben müsse, für welche Annahme fast jede Erdbewegung neues Beweismaterial zutage förderte, so feiert doch die Erkenntnis, daß ein plumper Tonscherben, ein Stückchen Metall einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Geschichte unserer Heimat darstellen kann, in Wels heuer erst ihr 30 jähriges Jubiläum: denn erst seit dem Jahre 1917 wurden Nachforschungen nach der römischen Ansiedlung systematisch betrieben und der Boden in und um Wels durch beabsichtigte Grabungen durch¬ sucht. Die Frucht dieser Forschertätigkeit ist bekannt: stolz und umfassend ist der Die Cornu-Fragmente von Ovilabis Bericht, den die Stadt über ihre ruhmvolle Vergangenheit als „Colonia Aurelia Antoniniana Ovilaba“, wie ihr Name auf dem im Kreuzgang des Stiftes Lambach befindlichen Grabstein des Publius Aelius Flavus lautet, zu geben vermag. Diese gegen Ende des ersten Weltkrieges einsetzende Forschung erweckte erfreulicher Weise bei einem Großteil der Bevölkerung nicht allein Interesse, sie zog weite Kreise bis zu einem gewissen Grade direkt in ihren Dienst, indem nun viele Bewohner bei privaten Grabungen oder Bauten, beim Bestellen der Felder und ähnlichen Gelegenheiten den unscheinbaren, unansehnlichen Dingen weit mehr Beachtung zuwandten als zuvor. Es war in den Zwanzigerjahren, da der Welser Gemeindeangestellte Heinrich Linhart in seinem Schrebergarten beim Graben eines Brunnens in einer Tiefe von ungefähr 1.75 m einige Metallstücke fand, die er, ohne sich weiter etwas zu denken, zu dem übrigen ausgehobenen Material warf. Der Garten befand sich Ecke Salzburger- und Grieskirchnerstraße auf jenem Grundstück, auf welchem im zweiten Weltkrieg der zur gegenüberliegenden „Schwesternschule“ gehörige Luft¬ schutzbunker gebaut wurde. Unweit dieses Grundstückes, und zwar entlang der heutigen Schubertstraße, verlief zur Zeit der Römersiedlung die mächtige, in Ab¬ 145

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2