OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Volkstums bedeutsame Werke der einheimischen Dichtung hervorbrachten. In den von Krankheit, Krieg und schwersten wirtschaftlichen Nöten heimgesuchten Jahr¬ zehnten, angefangen vom Siebenjährigen Krieg bis in die napoleonische Zeit hinein, leisteten sie durch ihr Wesen und Schaffen auch dauerhafte geistige und seelische Aufbauarbeit. Ihr unerschütterliches Gottvertrauen, ihre gesunde daseinsbejahende, jedoch jeder rein materialistisch-frivolen Einstellung abholde Lebensauffassung, der wirklich goldene, durch nichts zu besiegende Humor, der uns aus den meisten ihrer Dichtungen entgegenleuchtet, ihr echt österreichisches, alles Menschliche verstehende Herz und nicht zuletzt ihr lebensstarker Gleichmut lehren auch uns, wie man aller¬ schwerstes Leid überwinden kann und soll. Wie zeitgemäß sind Verse wie die folgenden aus Peter Gottlieb Lindemayrs Gedicht „Ermahnung zur Vergnügung“ Ach, was wollt ihr trüben Sinnen Heute will er Hagel streuen, Feuer dräuen. doch beginnen! Bald gewährt er Sonnenschein. Traurig seyn hebt keine Noth. Es verzehret nur die Herzen, Manches Irrlicht voller Sorgen wird uns morgen nicht die Schmerzen, ein bequemer Leitstern seyn. und ist ärger als der Tod. Über das Verhängniß klagen Donnerreiches Ungelücke, mehrt die Plagen Donnerblicke, und verräth die Ungeduld. und des Himmels Härtigkeit wird kein Kummer linder machen, Diesem, der mit gleichem Herzen trägt die Schme alle Sachen werden anders mit der Zeit. wird der Himmel endlich hold. Sich in tausend Thränen baden Auf, o Seele! Du mußt lernen, bringt nur Schaden ohne Sternen, und verlöscht der Jugend Licht. wenn das Wetter tobt und bricht, Unser Seufzen wird zum Winde. schwarze Decken wenn der Nächte uns erschrecken, Wie geschwinde ändert sich der Himmel nicht? dir zu seyn dein eigen Licht. 144

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2